In der Inszenierung von Simon Solberg wird das Haus Moor, mit seinem ungleichen Geschwisterpaar (hier Bruder und Schwester) zur Metapher für unsere heutige Gesellschaft, die für manchen genauso zerrüttet scheint, wie zur Entstehungszeit des Stücks. Immer mehr und gerade auch junge Menschen empfinden sich als hilflose Spielbälle weniger Mächtiger, anstatt an einer lebenswerten Welt aktiv mitgestalten zu können, teilen sie das Gefühl, nicht zu genügen und auch nicht gebraucht zu werden, im Gegenteil: austauschbar zu sein.
Diese scheinbare Ohnmacht vor (staatlicher und industrieller) Willkür, gepaart mit Perspektivlosigkeit und dem Auseinanderdriften von Arm und Reich, führt dabei oft zu einer Verrohung, die sich an der Sprache ablesen lässt und bis zu Gewalt-Entladungen und Übergriffen auf Menschen anderer Gesinnung, anderer Sozialisation reicht. All das kann auch zu radikalen und sogar demokratiefeindlichen Strömungen führen, wie sie in diesem Land nicht mehr möglich schienen.
Basierend auf diesem immer noch gültigen Sturm- und Drangtext begibt sich das Ensemble des Theaters Bonn in den Strudel des Strebens nach gesellschaftlicher Anerkennung, des Wunsches nach Vergeltung und Rache, der Sehnsucht nach Liebe, der Erprobung von Widerstand, der Konfrontation mit der Wut und dem Ausverkauf scheinbar aller bisher gültigen Ideale.
Regie und Bühne Simon Solberg
Choreografie Takao Baba
Choreografie Solomon Quainoo
Kostüme Sophie Peters
Licht Sirko Lamprecht
Dramaturgie Carmen Wolfram
Regieassistenz Beatrice Banca
Bühnenbildassistenz Franziska Smolarek
Kostümassistenz Annika Garling
Inspizienz Andreas Stubenrauch
Soufflage Angelika Schmidt
Karl Moor Daniel Stock
Franz Moor Annika Schilling
Die Räuber und andere Christian Czeremnych
Die Räuber und andere Wilhelm Eilers
Die Räuber und andere Annina Euling
Die Räuber und andere Timo Kählert
Die Räuber und andere Gustav Schmidt
Die Räuber und andere Magali Vogel
Die Räuber und andere Larissa Ruppert
Weitere Vorstellungen: 6. / 12. / 14. & 21. FEB sowie unter theater-bonn.de.
Das Bild zeigt Friedrich Schiller