Doch hat das mit sadomasochistischer Lust an Gewalt und Unterwerfung vollzogene Spiel ein reales Ziel: Es ist die Probe für den wahrhaftigen Mord an der Gnädigen Frau. Deren Rückkehr aber erhöht nur den Einsatz im Tanz der unheilvollen Verstrickungen, aus denen es nur einen Ausweg geben kann – doch wer wird am Ende das Opfer sein?
1947 uraufgeführt und trotz Protesten und Ablehnung bis heute das meistgespielte Stück des Autors, oszilliert DIE ZOFEN zwischen Tragödie und Komödie und seziert messerscharf die Strukturen menschlicher Machtverhältnisse. Das Leben offenbart sich hier als ein einziges sadomasochistisches Spiel, in dem es nur Unterdrücker*innen und Unterdrückte, Täter*innen und Opfer gibt – oder beides zugleich. Identität zeigt sich hier immer schon als Konstruktion: „Durch mich, nur durch mich existiert das Dienstmädchen. Durch mein Geschrei und durch meine Gesten. Eine Handbewegung von mir, und du würdest aufhören zu existieren.“
In Osnabrück spielen drei Schauspielerinnen das ebenso lustvolle wie abgründige Vexierspiel um (Geschlechter-)Rollen, Herrinnen und Zofen, bei dem der Schein den tödlichen Ernst erst enthüllt. Regie führt Felicitas Braun, deren so lustvoll-verspielte wie hochpolitische Inszenierung von Jelineks AM KÖNIGSWEG das Publikum in der letzten Spielzeit begeisterte.
Deutsch von Gerhard Hock
Inszenierung Felicitas Braun
Bühne Timo von Kriegstein
Kostüme Aleksandra Kica
Dramaturgie Marie Senf
Claire Katharina Kessler
Solange Monika Vivell
Gnädige Frau Denise Matth
Das Bild zeigt Jean Genet