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Theater Bremen, "Schäfchen im Trockenen" von Anke Stelling

Premiere am Samstag, dem 29. August, um 20 Uhr im Kleinen Haus.

„Komm an mein Herz. Und erinnere dich, dass du da weg musst.“ Welches Elternteil kann diesen Satz nicht nachvollziehen? Binden und loslassen, Gebundensein und Sorge. „Schäfchen im Trockenen“, Anke Stellings Roman, für den sie im vergangenen Jahr den Buchpreis gewann, erzählt zum einen von der Schwierigkeit, eine selbstbestimmte Frau und gleichzeitig Mutter zu sein, zum anderen vom Nichtdazugehören. Wer nicht mitmacht, bleibt außen vor. Gesellschaftskritik war gestern und ist morgen, wenn die Schäfchen im Trockenen sind.

 

Stelling erzählt in ihrem Buch, was passiert, wenn man keine Schäfchen geerbt hat und sich dann nicht in die Gesellschaft reinverleugnet hat, um welche zu verdienen. Dann hat man keine, die man ins Trockene bringen könnte. Dann steht das Aufsteigerkind, das genauso schlau war wie die anderen auf dem Gymnasium, im Regen. Und das sprichwörtlich: Resi lebt mit ihren Kindern und ihrem Mann in einer Berliner Wohnung, das Geld ist nicht reichlich, Resi hat den Widerstand durchgezogen, es sich erlaubt, an sich zu glauben und ist Schriftstellerin geworden. Sie veröffentlicht einen Text über die Baugemeinschaft ihrer Freunde. Einen Text, der offen legt, dass nicht alle die gleichen Chancen haben, das ererbtes Geld Kapital fürs Leben ist. Aber schmutzige Wäsche wird nicht in der Öffentlichkeit gewaschen: Ihre Wohnung gehört einem dieser Freunde und der Mietvertrag wird gekündigt …

 Nina Mattenklotz bringt „Schäfchen im Trockenen“ auf die Bühne im Kleinen Haus, Karin Enzler verkörpert und performt Resi und deren scharfzüngigen und unterhaltsamen Monolog über Familie, Gesellschaft, Klassenbewusstsein und den Wunsch dazuzugehören.

„Alles was Anke Stelling in ihrem Buch erzählt, wird durch die Coronakrise noch sichtbarer“, sagt Simone Sterr, die die Produktion als Dramaturgin betreut: „In einer Villa mit Gartenzugang lässt sich so ein Lockdown ja ganz gut überstehen. In zwei Zimmern in einem Wohnblock weniger. Abgesehen davon, dass das Thema Wohnen ja ohnehin und auch in Bremen hochaktuell ist, denn wir leben in einer Gesellschaft, in der viele mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Miete ausgeben. Und wenn man sich das nicht mehr leisten kann, wird man an den Rand gedrängt. Im doppelten Sinne sogar: an den Rand der Stadt, aber auch an den Rand der Gesellschaft.“

Nina Mattenklotz wurde 1980 in Gütersloh geboren und studierte von 2000 bis 2004 Medienkultur, Neuere deutsche Literatur und Psychologie an der Universität Hamburg. Von 2004 an folgte ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg, das sie 2008 mit der Inszenierung „Woyzeck“ auf Kampnagel abschloss. Im selben Jahr wurde sie mit dem Doctores-Völschau-Preis für Nachwuchsregie ausgezeichnet. Einige ihrer in der Studienzeit erarbeiteten Inszenierungen wurden zu Festivals, wie dem Körber Studio Junge Regie („Elektra“) und dem Heidelberger Stückemarkt, eingeladen. Als freie Regisseurin inszenierte sie unter anderem am Schauspielhaus Wien die österreichische Erstaufführung von „Die Eisvögel“ sowie Rainer Werner Fassbinders „Katzelmacher“ am Schauspielhaus Graz. Am Theater Bremen inszenierte sie in der Spielzeit 2014/15 Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“. In der Spielzeit 2016/17 inszenierte sie die Uraufführung „Ännie“ von Thomas Melle und in der Spielzeit darauf „die unverheiratete“ von Ewald Palmetshofer.

Regie:                                     Nina Mattenklotz
Bühne und Kostüme:             Johanna Pfau
Musik:                                    Tobias Gronau
Licht:                                     Joachim Grindel
Dramaturgie:                         Simone Sterr

Mit:                                         Karin Enzler, Anne Leira van Poppel

 

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