John Adams, Alice Goodman und Peter Sellars zielten mit ihrer Oper nicht auf eine oberflächliche oder karikierende Darstellung des Besuchs. Sie wollten eine „heroische Oper“ über die Konstruktion von modernen Mythen schreiben – mit archetypischen Situationen und Figuren. Und es ging ihnen um den Aspekt des Medialen, um die Macht der Bilder, um den Gegensatz zwischen vermeintlich objektiver Wirklichkeit und subjektiver Wahrnehmung. „Bei allen Dingen, die man visuell wahrnimmt, muss man zunächst drei Dinge in Betracht ziehen: die Position des Auges, das wahrnimmt; die des Objekts, das wahrgenommen wird; und die des Lichts, das es beleuchtet“, heißt es in Jean-Luc Godards Film La Chinoise: „Die Realität hat vielleicht bis heute noch nie jemand wirklich zu Gesicht bekommen.“ Bleibt die Frage, wem man noch glaubt, glauben zu können.
Nixon in China von John Adams ist die dritte Opernneuproduktion des Frühjahrsfestivals „wirklich wirklich“ an der Staatsoper Stuttgart. Mit dieser Neuproduktion greift die Staatsoper Stuttgart die Tradition der Minimal Music am Haus wieder auf, die in den 1980er-Jahren mit der gefeierten Philip-Glass-Trilogie einen Höhepunkt erlebte.
Die im Zeitalter von Fake News zentrale Frage „Wem glaubst du?“ steht im Zentrum dieser Premiere. Regisseur Marco Štorman, der 2008 mit Sigurd, der Drachentöter sein Operndebüt an der Jungen Oper Stuttgart gab und hier später Die Ballade von Garuma sowie stop listening, start screaming inszenierte, führt erstmals im Opernhaus Regie. In seiner Inszenierung beleuchtet Marco Štorman aus der historischen Distanz von gut 30 Jahren unsere eigene unmittelbare Geschichte. Die Musikalische Leitung hat André de Ridder. Frauke Löffel gestaltet den Raum, Sara Schwartz zeichnet für die Kostüme verantwortlich.
John Adams‘ Nixon in China ist neben Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg (Premiere am 17.3.2019) und Leo Dicks Antigone-Tribunal (UA am 9.3.2019 im JOiN, Vorstellungen bis 31.3.2019) die dritte Opernneuproduktion im Rahmen des ersten Frühjahrsfestivals „wirklich wirklich“ der Staatsoper Stuttgart vom 17. März bis zum 15. April 2019. „Alle drei Opern widmen sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise und aus ganz unterschiedlichen Gründen der Frage nach Konstruktion von Wirklichkeit“, so Chefdramaturg Ingo Gerlach. „Der Prinz von Homburg befindet sich zunächst in einem Zustand zwischen Träumen und Wachen und schließlich in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Und Richard Nixon, der mit seinem Besuch bei Mao Tse-tung Geschichte schrieb und Ähnliches durchmacht: Als Opernfigur gerät er tatsächlich zwischen Fakt und Fiktion.“
Libretto von Alice Goodman
in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung André de Ridder
Regie Marco Štorman
Bühne Frauke Löffel
Kostüme Sara Schwartz
Licht Reinhard Traub
Video Bert Zander
Choreographie Alexandra Morales
Dramaturgie Ingo Gerlach
Chor Bernhard Moncado
Chou En-lai Jarrett Ott
Richard Nixon Michael Mayes
Henry Kissinger Shigeo Ishino
Nancy T'ang (First Secretary to Mao) Ida Ränzlöv*
Second Secretary to Mao Fiorella Hincapié*
Third Secretary to Mao Luise von Garnier
Mao Tse-tung Matthias Klink
Pat Nixon Katherine Manley
Chiang Ch'ing (Madame Mao Tse-tung) Gan-ya Ben-gur Akselrod
*Mitglieder des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Stuttgart
Staatsopernchor Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
Weitere Vorstellungen
12. / 20. April 2019
03. / 09. / 11. Mai 2019
Einführungsmatinee
Sonntag, 31. März 2019, 11 Uhr im Opernhaus, Foyer I. Rang
Das Produktionsteam gibt Einblicke in die Konzeption der Neuinszenierung.
Einführungen
Eine Einführung vor jeder Vorstellung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus, Foyer I. Rang, statt.
Karten
Online www.staatsoper-stuttgart.de
Telefonisch +49 711 20 20 90 - Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr, Samstag 10 bis 18 Uhr
An der Theaterkasse
Königstraße 1D (Theaterpassage), 70173 Stuttgart
Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr
Das Bild zeigt John Adams