Der Titel des Romans »Frankenstein«, den die Autorin Mary Shelley 1818 als 19-Jährige verfasste und mit dem sie später weltberühmt wurde, löst bei vielen Menschen eine Assoziationskette aus: Begonnen beim Studenten Viktor Frankenstein, der einen künstlichen Menschen erschaffen will und ein Monster kreiert, das aus Leichenteilen zusammengenäht ist. Endend beim Rachefeldzug ebendieses Monster, das droht, Frankensteins Familie und womöglich gar die komplette Menschheit zu vernichten.
So zumindest lautet die eine Lesart der Geschichte. Die andere, unter zahlreichen Adaptionen verschüttete Lesart erzählt von einem Wesen, dessen Verletzlichkeit nicht mit seiner groben Gestalt übereinstimmt und das in eine Welt geworfen wird, in der es vom ersten Augenschlag an nur Abweisung erlebt. Auch Frankenstein, der ein Freund, Vorbild, Lehrer oder Vater hätte sein können, ergreift vor seiner Schöpfung die Flucht und erweist sich damit als größter Feind.
Was lässt den Menschen so sicher sein, dass er über alle anderen Lebewesen erhaben ist, wenn zur DNA seiner Menschlichkeit auch die Eigenschaft gehört, andere auszugrenzen, zu unterwerfen und zu hassen? Wer Monster und wer Mensch, Herr oder Knecht, Schöpfer oder Geschöpf, Mann oder Frau ist, wird im Angesicht von Viktor Frankenstein und seiner Kreatur neu entschieden. Im Unterhaus des Düsseldorfer Schauspielhauses begeben sich Joscha Baltha und Annina Hunziker auf die Spuren dieser schicksalhaften Beziehung.
Mit Joscha Baltha, Annina Hunziker
Regie Niall Potter
Bühne, Kostüm Paulina Barreiro
MusikTorsten Knoll
Dramaturgie Katharina Rösch
Mi, 08.06. / 20:00
Unterhaus, Schauspielhaus
Sa, 18.06. / 20:00
Unterhaus, Schauspielhaus