Beide leben im selben Haus, „nebenan“, aber in unterschiedlichen Welten – der eine zugezogen im luxuriösen Loft, der andere schon seit Ewigkeiten in der 2-Zimmer-Wohnung zur Miete. Florian ist auf dem Sprung zu Probeaufnahmen für eine internationale Filmproduktion in London, Bruno bittet ihn um ein Autogramm – was wie ein harmloses Gespräch beginnt, entwickelt sich zu einem perfiden Katz- und Maus-Spiel, in dem alte Ost-West-Konflikte, Lebenslügen und die Deutungshoheit über die (eigene) Geschichte verhandelt werden. Bruno hat lange auf diesen Moment gewartet – und Florian muss erkennen, dass er die Zielscheibe einer Rache ist, die weit über die persönliche Begegnung hinausgeht.
Daniel Kehlmann hat ein abgründig-komödiantisches Kammerspiel geschrieben, das sich ganz auf den Mikrokosmos einer Kneipe und die Konfrontation zweier Figuren einlässt und eine drängende Frage unserer Zeit behandelt: Wem gehört die Stadt – und was passiert mit den Menschen, wenn Wohnraum zum reinen Spekulationsobjekt wird, das man sich leisten können muss? Zunehmende soziale Ungleichheit, kriminelle Entmietungsstrategien und geisterhaft-sterile Stadtviertel sind die Kollateralschäden einer verfehlten Politik, die die Privatisierungen ehemals staatlicher Wohnungsbestände vorangetrieben hat. Bruno ist einer von Vielen, der in diesem Wildwest-Spiel schon mehr als einmal unter die Räder geraten ist, dem seine Stadt und mit ihr der Wert seiner Biografie abhandengekommen ist.
Inszenierung
Martin Kušej
Bühne
Jessica Rockstroh
Kostüme
Justina Klymczik
Licht
Friedrich Rom
Dramaturgie
Anika Steinhoff
Florian
Florian Teichtmeister
Bruno
Norman Hacker
Wirtin
Katharina Pichler
Clara
Elisa Plüss
Micha
Stefan Wieland
Taxifahrer/ Guido/ Dirk
Arthur Klemt