Während der Begriff „Syndikat“ im deutschen Wirtschaftslexikon einen Unternehmenszusammenschluss zur Verbesserung der Absatzchancen ähnlich dem eines Kartells bezeichnet und eine deutlich kriminelle Konnotation hat, ist es im Spanischen und Französischen ein Wort für Gewerkschaft. Dieses Spektrum an Auslegungen löst auch der titelgebende Entrepreneur aus, der die Besinnung im Lockdown genutzt hat, um aus seiner Traditionsfirma besagtes Syndikat zu machen, ein Unternehmen, das allen Mitarbeitenden zu gleichen Teilen gehört und Hierarchien weitestgehend abschafft.
Während der frühere Chef nun stundenweise für das Gemeinwohl und gegen das Waldsterben arbeitet, mit Drogen experimentiert und in erster Linie die neue freie Zeit genießt, löst er Unverständnis bis Entsetzen bei denen aus, die von seinem früheren Reichtum profitiert haben. Zuallererst bei der Ex-Frau und seiner Tochter, die mit dem Erbe gerechnet hat und keineswegs bereit ist, von ihrem Vater zum Downgrade ihres Lebensstandards gezwungen zu werden. Immer wieder muss sich der Ex-Chef fragen lassen, warum ihn plötzlich Bäume mehr interessieren als Profit.
Schlagfertig und vergnüglich zeigt Kevin Rittberger in seinem Stück, warum in der bestehenden Wirtschaftsordnung die Klimaziele nicht erreicht werden können, dass Arbeit ihren Zweck verfehlt, wenn sie krank macht und dass das Modell der Blutsverwandtschaft beim gegenwärtigen Stand von Medizin und Technik überholt ist. Zur Uraufführung bringt das Auftragswerk die Hausregisseurin Nora Schlocker.
Inszenierung: Nora Schlocker,
Bühne und Kostüme: Jana Findeklee und Joki Tewes,
Musik: Yoav Pasovsky,
Video: Sven Zellner,
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer
Mit: Anna Bardavelidze, Patrick Bimazubute, Robert Dölle, Christoph Franken, Delschad Numan Khorschid, Nicola Kirsch, Lisa Stiegler