Und so stattet die Dramatikerin ihr Archiv mit rätselhaften Apparaturen, Tränenzentrifugen und Phiolen aus, um das Geweinte zu verzeichnen und aufzubewahren. Es gilt, jene Geschichten ahnend zu extrahieren und zum Klingen zu bringen, die in dieser Flüssigkeit, die wie der Ozean schmeckt, verborgen sind. Es sind die flüchtigen, in sozialer Distanzierung nicht veröffentlichten oder übersehenen Erzählungen, die Schrefels Archiv zu bewahren versucht, Momentaufnahmen und sprachlich hochverdichtete Splitter menschlicher Erfahrungen.
Denn das Archiv ist der Raum einer Hoffnung – auf eine Zukunft, in der das Vergangene nicht verloren ist, sondern Körper und Stimme wird. Die Uraufführung von «Archiv der Tränen», einem Auftragswerk für das Residenztheater, wird von Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach inszeniert, die bereits mit «Die Unerhörten» verdrängten Stimmen auf hochmusikalische Weise Gehör verschafft hat.
«In jeder Träne kristallisiert sich die Welt. Was wäre, wenn es ein Archiv gäbe für sie, wenn es schon immer eines gegeben hätte? In dem Tränen gespeichert würden, zumindest eine Zeit lang. Was würde geschehen, wenn wir systematisch Tränen konservieren würden, zum Beispiel indem wir sie trocknen oder einfrieren? Um sie dann aus einiger Distanz zu betrachten, wie in einem Kaleidoskop oder auf der Bühne: Bin das ich oder ist das meine Traurigkeit? Und welcher Ordnung folgen deine Tränen?» Magdalena Schrefel
Inszenierung Elsa-Sophie Jach
Bühne Aleksandra Pavlović
Kostüme Bettina Werner
Musik Anna Bauer
Sounddesign Michael Anklin
Licht Barbara Westernach
Dramaturgie Ewald Palmetshofer
Mit: Christoph Franken, Evelyne Gugolz, Pia Händler, Isabell Antonia Höckel, Thomas Reisinger, Pujan Sadri