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Uraufführung: "seid doch laut" - Site-specific Performance von Alexandra Finder und Nancy Biniadaki - Stasi-Zentrale Berlin

Premiere 02.12.2022, 19.30 Uhr, stasi-zentrale berlin, Campus für Demokratie Haus 22, Ruschestr. 103 10365 Berlin

Fünf Performerinnen bearbeiten Elemente der Erinnerungsberichte der Friedensfrauen aus dem von Almut Ilsen und Ruth Leiserowitz herausgegebenem Buch „Seid doch laut! Die Frauen für den Frieden in Ost-Berlin!“ (Ch. Links Verlag, Berlin 2019) und verweben sie zu einer assoziativen emotionalen Erzählung, die die Grenzen zwischen persönlicher und historischer Realität, individueller und gesellschaftlicher Verantwortung erforscht.

Copyright: Elisa Purfürst

Die Stasi-Zentrale ist ein emblematischer Ort für Berlin und die ganze DDR-Geschichte. In der Auseinandersetzung mit ihm als Instrument der Repression transformiert die Performance diesen Raum in einen Ort des demokratischen Diskurses.

„Im Herzen eines Raums der Unterdrückung entsteht ein Raum der Erinnerung. Wir besetzen diesen Raum und verändern ihn. Vermischt mit dem Publikum und gemeinsam mit ihm, entsteht eine Performance, an der wir alle seelisch, mental und körperlich teilnehmen. Geschichte nicht als enzyklopädischer Eintrag, sondern als gelebtes Leben. Eine Performance der politischen Geschichte.“ (Nancy Biniadaki)

Die Struktur der Performance ist inspiriert von bedeutenden Momenten im Wirken der Gruppe. Einziges Mobiliar sind einzelne im Raum verteilte Stühle und Tische – ein Symbol für die langen Gespräche, Diskussionen und Aktionsplanungen der Oppositionsgruppe und nicht zuletzt für die Runden Tische 1989/90, an denen die Frauen noch aktiv teilnahmen, bevor der erneute Ausschluss von der politischen Partizipation erfolgte.

Videoprojektionen und Sound kreieren eine Licht- und Bild-Landschaft, die sich aus Archivmaterial, Originaltonaufnahmen, neuen Interviews sowie assoziativen Bildern zusammensetzt und das Bühnengeschehen auf einer abstrahierenden Ebene erweitert. Der Höhepunkt der Performance ist angelehnt an die Politischen Nachtgebete der „Frauen für den Frieden" in der Kirche, bei denen Teilnehmer:innen öffentlich politische und gesellschaftliche Zustände kritisieren in diesem einzigen etwas geschützten öffentlichen Raum für regimekritische Äußerungen in der DDR.

Konzeptionell wurden in der DDR sozialisierte Performerinnen engagiert und ein ausschließlich FLINTA* Kreativteam zusammengestellt, um den Blick außerhalb von patriarchalen Strukturen in den Fokus zu nehmen. Es soll der verzerrten Geschichtsaufzeichnung eine andere Perspektive entgegengesetzt werden.

„Mit der Sichtbarmachung dieser Oppositionsgeschichte setzen wir der verzerrten Geschichtsaufzeichnung und der Staatssicherheit eine andere Perspektive entgegen, zeigen, wie Frauen sich mobilisierten, Dinge wagten und taten, und reflektieren damit die gegenwärtigen von Frauen bestimmten Aufstände weltweit.“ (Alexandra Finder)

Performer*innen - Alexandra Finder, Julia Glasewald,  Claudia Graue, Agnes Mann, Ulrike Panse

Künstlerische Leitung, Konzept, Dramaturgie, Projektleitung: Alexandra Finder Künstlerische Leitung, Konzept, Dramaturgie, Regie: Nancy Biniadaki Regieassistenz: Sophia Sachs Technische Leitung/Lichtdesign: Maria Huber Technische Assistenz: Marvin Zurmühl  Video und Projektion: Elisa Purfürst Bühne und Kostüm: Lorena Díaz Stephens Musikalische Leitung und Komposition: Lizzy Scharnofske Grafik.

Gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds, LOTTO-Stiftung Berlin, Bezirksamt Lichtenberg von Berlin aus Mitteln des Bezirkskulturfonds, Stiftung Frauen in Europa/TuWas-Stiftung für Gemeinsinn, Friedrich Stiftung. In Kooperation mit dem Barch und der Robert-Havemann-Gesellschaft, die durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wird, und Aufbau-Verlage.

Weitere Aufführungen:
03.12. und 09./10./11.12.2022 jeweils um 19.30 Uhr

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