
Doch zuvor hat sie sich mit der Großmutter heftig gestritten: "Verflucht sollst du sein in der Hölle, Teufel!" Und die Großmutter muss sich vorwerfen lassen, dass sie nichts von Kindern versteht. Auf die Frage "Wann sterben Sie?" antwortet sie nur: "Niemals". Die Inszenierung von David Petrosyan bringt die ukrainische Heimat auf die Bühne. Nationales Selbstbewusstsein, Traditionen und Kultur gehen ineinander über. Alte Bräuche werden suggestiv auf die Bühne gebracht. Das ist die Stärke dieser ungewöhnlichen Aufführung.
Rein szenisch ist es eine Arbeit, die beim diesjährigen Europäischen Theaterfestival am meisten überzeugt. Das gilt ebenso für die Lichteffekte, die die Gesichter subtil beleuchtet. Und man erfährt, dass die Enkelin von einem Nachbarn schwanger geworden ist. Der wird in die Familie aufgenommen und von der Großmutter energisch aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen. Den Darstellern Vitaliy Azhnov, Dana Kuz, Anna Rudenko, Khrystyna Korchynska, Ivan Sharan und Marichka Shtyrbulova gelingt es überzeugend, die verschiedenen Situationen und Stimmungen ansprechend auf die Bühne zu bringen. Das gilt auch für die musikalischen Einlagen.
"Wer sitzt denn in der Hundehütte?" lautet die weitere sarkastische Frage. Hühner werden immer wieder gekonnt imitiert. Die Tierwelt ist hier sehr präsent. Da kommt es dann zu abwechslungsreichen Dialekten mehrerer Generationen. Zuletzt stiehlt die Enkelin der Großmutter Geld, wodurch es zu weiteren Turbulenzen kommt.
Dokumentarisches Material wird in vielen Nuancen auf die Bühne gebracht. Dabei kommt auch eine ukrainische Puppe als Schutz für Kinder zum Einsatz, die alle zwei Jahre verbrannt wird. Der Großmutter bleibt zuletzt nichts anderes übrig als zu beten: "Herr, verzeih, wenn ich dich erzürnt habe, kein Mensch ist frei von Sünde". Und die Alte bemerkt dann fast drohend: "Denn die Toten kommen zu denen, die sie vergessen..." Die künstlerischen Handlungsmöglichkeiten zwischen Aktivismus, Dokumentation und Katharsis werden angesichts von Krieg und Repressionen in fesselnder Weise ausgelotet. Rein szenisch lässt diese Arbeit nicht viele Wünsche offen. Die Autorin Vira Makoviy ist Dramatikerin und Journalistin. "Buna" gewann bei der Contemporary Play Week und wurde in Kiew und Cherson aufgeführt. Starker Schlussapplaus, "Bravo"-Rufe!