Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat" nach dem Roman von Hervé Guibert im Schauspielhaus Bochum"Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat" nach dem Roman von Hervé..."Dem Freund, der mir das...

"Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat" nach dem Roman von Hervé Guibert im Schauspielhaus Bochum

Premiere Do. 17.11.2022, 19:30, Kammerspiele

Im Paris der 1980er-Jahre genießt der junge Schriftsteller Hervé Guibert ein ausgelassenes Leben voller Freiheit, Lust und Liebe. Doch eines Tages tauchen bei seinem jugendlichen Lover seltsame Hautflecken auf. Langsam wird klar, dass sie Anzeichen einer unbekannten Krankheit sind, die sich schnell ausbreitet und letztlich auch Hervé bedroht. Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat erzählt von den Anfängen der Aids-Pandemie.

 

Guibert beschreibt in seinem autobiografisch geprägten Roman die Bedrohung durch ein tödliches Virus und wie sich Angst, Hoffnung und Stigmatisierung auf Freundschaften und Beziehungen auswirken. Und welche Rolle die Pharmaindustrie in diesem Kampf ums Leben spielt. – Die Theaterinszenierung folgt den verschiedenen künstlerischen Spuren des Autors und Fotografen Hervé Guibert, der uns eindrücklich zeigt, was es heißt, in Zeiten von Krankheit sich und andere zu lieben.

 

Copyright: Schauspielhaus Bochum

Guiberts Geschichte nur als eine über Aids zu sehen, wäre ein Missverständnis. Vielmehr erzählt er von Liebe und Verrat, Berührungen, Freundschaft und Macht. Er schreibt von Personen, deren Leben auf verschiedene Art durch HIV verändert wurde: von seinem aidskranken Geliebten Jules, vom 1984 offiziell an Krebs gestorbenen Muzil (hinter dem sich Michel Foucault verbirgt) und von Bill, dem im Titel genannten Freund und Pharma-Manager, der ihm das Leben nicht gerettet hat. Immer wieder klammert sich Guibert an das Versprechen auf Heilung und stürzt von Hoffnung in Verzweiflung und wieder zurück.

Der Schriftsteller Guibert, 1955 in Paris geboren und dort 1991 verstorben – also in einer Zeit, als das Virus nach Europa kam und man(n) als Homosexueller schnell ausgestoßen wurde –, war auch Fotograf. Seine Bilder von Gegenständen, Zimmern und seine Selbstporträts spiegeln den Wunsch, das Leben festzuhalten und würdevoll zu gestalten. Zurzeit werden er und sein Werk in der bildenden Kunst und im Diskurs über den Umgang mit HIV wiederentdeckt. Sein Roman Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat und seine Fotografien erzählen nicht zuletzt davon, was es bedeutet, sich der Welt zuzumuten: in Schönheit, Selbstachtung, Sterblichkeit.

Regie führt Florian Fischer, der in Bochum bereits die Aufführung Geister und das Hörstück Unsichtbar inszenierte; 2019 wurde er mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis ausgezeichnet.

Hinweis: In der Inszenierung gibt es Szenen mit expliziter Nacktheit.

aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel

Regie: Florian Fischer

Mit: William Cooper, Gina Haller, Thomas Huber, Risto Kübar    

Fr.25.11.
19:30
+ anschließend Publikumsgespräch
10-Euro-Tag
Di.20.12.
19:30
+ Einführung 19:00
Mi.28.12.
19:30

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

STURZ AUS DER HIMMLISCHEN SPHÄRE -- Stuttgarter Ballett mit "Nacht/Träume"im Schauspielhaus STUTTGART

Es sind Arbeiten, die alle einen inneren Zusammenhang und geheimnisvolle Verbindungen haben.  

Von: ALEXANDER WALTHER

ZÜNDENDE RHYTHMEN -- Frühjahrskonzert der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Zum Stadtjubiläum 2025 war die "sueddeutsche kammersinfonie bietigheim" unter der inspirierenden Leritung von Peter Wallinger im Kronenzentrum zu hören. Zunächst erklang "Hochzeitstag auf Troldhaugen"…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHER WIRBEL -- Symphonieorchester mit Bas Wiegers und Carolin Widmann (Violine) am 9. 5. 2025 im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Selten zu hören ist hierzulande die Kleine Suite für Orchester von Witold Lutoslawski, die 1951 vom Radio-Symphonieorchester Warschau uraufgeführt wurde. Der Dirigent Bas Wiegers arbeitete mit dem…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE THEKENMUTTI ALS ORAKEL -- "Von Thekenperlen und anderen Leckerbissen" im Studiotheater Stuttgart

Dieser Kneipenabend in der szenischen Einrichtung von Nadine Klante und den Kostümen und dem Figurenbau von Oliver Köhler und Emilien Truche hatte es in sich. Der Verein "Thekenperlen '99 e. V." hielt…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPIEL MIT DEM ENTSETZEN -- "Die Erfindung" von Clemens J. Setz im Kammertheater des Schauspiels Stuttgart

"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es..." Die bürgerliche Fassade wird in diesem Stück des Österreichers Clemens J. Setz kräftig aufs Korn genommen. Die Schrecken des digitalen Zeitalters machen…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑