Auch in der teilweise pompösen, opulenten und farbenreichen Inszenierung von Tilman Gersch wird die Geschichte des erfolglosen Drehbuchautors Joe Gillis packend erzählt. Die Produktionsassistentin Betty Schaefer interessiert sich allerdings für seine Drehbücher. Und so hofft Joe auf Hilfe, da er vor seinen Gläubigern fliehen muss. Im Bühnenbild und den Kostümen von Julia Hattstein kommt es zu einer originell-rasanten Verfolgungsjagd mit dem Auto, wobei Joe Gillis die Schuldeneintreiber schließlich abhängt. Zufällig gerät er dann auf das Anwesen der Stummfilm-Diva Norma Desmond, die vergessen von der Außenwelt mit ihrem Butler Max von Mayerling in einer heruntergekommenen Villa lebt.
In der Inszenierung sieht man aber auch goldene Brokatfassaden und riesige Vorhänge. Schweinwelt und Realität werden so plastisch beleuchtet. Ein kurz zuvor verstorbener Schimpanse wird bestattet. Norma zeigt Joe das Drehbuch zu ihrem Film "Salome". Sie träumt fieberhaft von einem Comeback als großer Filmstar. Gleichzeitig bekommt sie ständig Fanpost, die jedoch in Wahrheit von ihrem früheren Ehemann Max von Mayerling verfasst ist, der sie in ihrem Film-Wahn bestärkt. Joe gerät nun immer tiefer in die Abhängigkeit von Norma Desmond, die sich in ihn verliebt hat.
Nach einer Silvesterfeier verlässt er das Anwesen von Norma, um seinen Freund Artie Green zu besuchen. Joe trifft Betty Schaefer wieder, die mit Artie verlobt ist. Als Norma bemerkt, dass Joe sie verlassen hat, schneidet sie sich die Pulsadern auf. Da erfährt auch die Inszenierung von Tilman Gersch eine dramatische Zuspitzung. Aus Sorge kehrt Gillis zu ihr zurück und wird schließlich ihr Liebhaber. Norma bittet Max, zur Paramount zu gehen und Cecil B. De Mille persönlich das Drehbuch zu überreichen. Norma wird sauer, weil De Mille nicht selbst angerufen hat, obwohl sie viele Filme gemeinsam gedreht haben. Sie fährt mit Max und Joe schleßlich zu den Paramount-Studios. Sie glaubt immer noch, der größte Star auf Erden zu sein.
Irgendwann bemerkt Norma Desmond auch, dass Joe jede Nacht weggeht. Er hat eine Affäre mit Betty. Deswegen droht sie, sich mit einem Revolver zu erschießen. Joe sagt Betty, dass sie kommen solle, damit sie sieht, wo und von wem er lebt. Als Betty erscheint, sagt er ihr, dass sie gehen und das Drehbuch alleine zu Ende schreiben solle. Als Norma sieht, dass Joe sie endgültig verlassen möchte, erschießt sie ihn mit einem Revolver. Zuletzt kommen Polizisten, Zeitungsleute und Passanten sowie ein Wagen von "Paramount News". Als die Polizei Fragen stellen will, reagiert sie nicht. Ihr früherer Ehemann Max kommt und sagt, dass die Kameras zum Filmen bereit seien.
Norma Desmond glaubt nun endgültig, dass der Film "Salome" mit ihr gedreht wird. Wie sie langsam die realen Bezüge verlässt und sich in eine Traumwelt hineinsteigert, fängt diese Inszenierung sehr gut ein. Zuletzt schreitet Norma hoheitsvoll und wie in Trance die Treppe hinab. Vor allem die Showeinlagen kommen bei der Aufführung abwechslungsreich zur Geltung. Sie sind insgesamt besser als die gesanglichen Leistungen. Debra Hays verkörpert den alternden Hollywoodstar Norma Desmond weitgehend überzeugend - und auch Daniel Eckert als Joe Gillis beweist immer wieder starke Bühnenpräsenz. Als Betty Schaefer kann Adrienn Cunka punkten, die den Charakter der verletzten jungen Frau plastisch herausarbeitet. Daniel Böhm fesselt als manchmal undurchsichtiger Max von Mayerling, Alexis Wagner zeigt als Cecil B. De Mille Profil und Peter Floch gefällt als Artie Green. In weiteren Rollen imponieren Ralph Jaarsma als Produzent Sheldrake, Jose Carmona als Herrenausstatter Manfred, Naomi Schäfer als Autorin Joanna und Evgeniya Selina als Schauspielerin Mary.
Unter der musikalischen Leitung von Anton Legkii musiziert die Pfalzphilharmonie Kaiserslautern vor allem bei den großen Ensembleszenen wie aus einem Guss. Der Chor des Pfalztheaters und das Ensemble Tanz des Pfalztheaters (Choreographie: Kerstin Ried) tragen entscheidend zum Erfolg dieser Aufführung bei. Nummern wie "Surrender", "With one Look", "Girl Meets Boy", "New Ways to Dream", "The Lady's Paying" im ersten Akt korrespondieren passend mit den Titeln "Sunset Boulevard", "There's Been a Call", "Too Much in Love to Care" sowie dem brillanten "Finale Ultimo" im zweiten Akt. Jubel im Publikum, "Standing Ovations".