Was die Stadtpolitik zu vertuschen versucht, will Stockmann an die Öffentlichkeit bringen. Sein Bruder, Bürgermeister der Stadt, möchte das mit aller Kraft verhindern. Denn die Stadt würde so ihre einzige Einnahmequelle verlieren, die Schulden würden steigen, Arbeitsplätze gingen verloren – seine Wiederwahl wäre gefährdet. Das aber lässt Stockmann nicht gelten: Recht, Wahrheit und die Gesundheit aller stehen für ihn an oberster Stelle, müssen über Macht- und Wirtschaftsinteressen den Sieg davontragen, sonst drohe der Verfall der Gesellschaft und das Land sei dem Untergang geweiht.
Er ruft eine „Revolution“ aus, die einzig mögliche, radikale Lösung, um gegen die Lüge und die Dummheit ins Feld zu ziehen. Aber die Mehrheit der Bürgerschaft, Presse und Politik setzen sich zur Wehr und erklären Stockmann zum Volksfeind. Ein moderner Kohlhaas gegen den Rest der Welt? Der Kampf Stockmanns um Wahrheit und Freiheit ist also noch lange nicht zu Ende.
Je schwächer die demokratische Gesellschaft, desto größer ihre Anfälligkeit für Radikallösungen. Ein Volksfeind, 1883 geschrieben, gehört zu den Meisterdramen des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen (1828–1906). Er zeigt darin, wie eng Eigeninteresse, Freiheitsrechte und Wahrheitsfindung mit politischem Handeln verstrickt sind und dass die Demokratie verloren hat, wenn sie nur noch Sache Einzelner ist.
Inszenierung
Burkhard C. Kosminski
Bühne
Florian Etti
Kostüme
Ute Lindenberg
Musik
Hans Platzgumer
Licht
Rüdiger Benz
Dramaturgie
Gwendolyne Melchinger
MIT:
Matthias Leja, Katharina Hauter,
Sven Prietz, Boris Burgstaller,
Klaus Rodewald, Marco Massafra
Weitere Vorstellungen:
Do – 29. Sep 22, 19:30
Di – 04. Okt 22, 19:30
So – 09. Okt 22, 19:30
Mo – 10. Okt 22, 19:30
So – 30. Okt 22, 19:30