Das legendäre deutsche Performancekollektiv Showcase Beat Le Mot will den wirklichen Wald zum Sprechen bringen und nicht den Dschungel aus Buchstaben, der zwischen zwei Buchdeckeln steckt. Dafür nimmt es sein Publikum mit auf einen spätsommerlichen Abendspaziergang im Könizer Wald. Dabei gibt es so einiges zu entdecken: Pflanzen leben ihre Theatralität aus und Wurzeln lachen sich kaputt über waldbadende Menschen und Jogger*innen, die von Igeln überholt werden.
Freundlich soll die Waldperformance jedoch nicht werden, denn was wir der Natur antun, schreibt sich mit dem ABC des Kolonialismus: Ausbeutung, Grausamkeit, Profitgier, Überheblichkeit. Die Natur wird zu einer Ware degradiert. Darum soll Walden unsere Sinne schärfen – und der Spaziergang in einem Aufbegehren enden.
Konzept, Bühne & KostümShowcase Beat Le Mot
Weitere Performer*innenNaz Buhsem, Annina Dullin-Witschi, Stefan Ebner, Eva Maropoulos, Magdalena Plöchl, Melisa Su Taskiran
ProduktionsleitungOlaf Nachtwey
AssistenzMyrtha Bonderer, Franziska Burger, René Fusshöller
Showcase Beat Le Mot
Das legendäre Performancekollektiv Showcase Beat Le Mot gründete sich 1997 aus den Angewandten Theaterwissenschaften in Giessen heraus. Um kein Theater machen zu müssen, sprechen die Mitglieder von Showcase Beat Le Mot viel miteinander. Sie kochen und schieben Sessel und Sofas zu Landschaften zusammen, damit Zuschauer sich entspannen können, während sie auf einen Anfang warten. Unterdessen streiten sie sich mit den Sicherheitsbehörden um offenes Feuer, Zigaretten, warmen Alkohol und explodierendes Gemüse.
Wenn sie proben, sieht es aus, als würden sie schlafen, und umgekehrt. Denn das Geschriebene existiert schon, und das Gespielte gibt es irgendwo im Netz. Also denken sie sich Rätsel für das Publikum aus oder spielen Spiele wie Blindenfussball. Sie lassen die Theatertüren offen, damit Durchzug herrscht und die Gedanken nicht wie schwer gefrorene Brocken aufs Parkett donnern. Sie mögen die Vergangenheit und die Zukunft, weil sie von der einen lernen und von der anderen träumen. An die Gegenwart glauben sie nicht, denn das Konzept der linearen Zeit ist nur ein fieser Trick, um die Menschen zu knechten und zum frühen Aufstehen zu zwingen. Am Rand der Zeit stellen sie ein Bett auf und zwingen wechselnde Themen unter ihre Decke. Sind sie zu lang, werden sie gekürzt. Sind sie zu kurz, werden sie verlängert. Wenn sich die Gruppe aber einmal in Bewegung setzt, rumpelt sie wie ein hölzerner Belagerungsturm den Hügel hinunter und ist von keiner Gebäudeform mehr aufzuhalten. Dann entsteht Kunst ohne Auftrag, dafür aber mit einer Botschaft – als Flaschenpost, Menetekel oder Song.
Showcase Beat Le Mot gastierten 2015 mit Der Räuber Hotzenplotz beim Theaterfestival AUAWIRLEBEN in Bern. Das Kollektiv hat in Antwerpen, Berlin, Bergen, Bern, Bitola, Bochum, Bologna, Bonn, Braunschweig, Bremen, Cardiff, Düren, Düsseldorf, Dresden, Erlangen, Führt, Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Graz, Halle, Hamburg, Hannover, Helsinki, Jena, Köln, Kopenhagen, Krakau, Krems, Leipzig, Linz, Ljubljana, Mainz, Monastir, Mülheim, München, Münster, Nürnberg, Oldenburg, Oberhausen, Oslo, Paris, Rakvere, Rijeka, Sarajevo, Split, Stockholm, Tallinn, Turku, Trondheim, Warschau, Wien, Utrecht, Zadar, Zagreb und Zürich seine Produktionen gezeigt.
Weitere Vorstellungen: 7 & 8. September 2019