Trickreich verschafft sie sich Zugang zum Theaterdirektor und präsentiert ihm ihre Idee: Ein Theaterstück über den europäischen Urwald will sie schreiben, ein Paradies, in dem das Organische wachsen und vergehen darf. Frauen müssen gefördert werden, findet der Intendant, und denkt sich: Wenn wir nur ihren Nachnamen aufs Plakat schreiben, merkt es vielleicht niemand und der Erfolg ist vorprogrammiert. Sein Auftrag an Judith lautet: Schreib was über Gewalt, Mädchen, damit kennt Ihr Frauen Euch doch aus! Unter Protest setzt sich die Autorin ans Werk und ringt dem Papier einen Text ab, der sowohl mit ihren eigenen Gewalterfahrungen zu tun hat als auch damit, dass Vergewaltigung eine Säule der abendländischen Kultur ist: Lukrezia, Leda, Kallisto, Lavinia, Philomena, Arethusa, Gretchen – überall vergewaltigte Frauen.
„Judith Shakespeare – Rape & Revenge“ ist eines der drei Gewinnerstücke der Autor:innentheatertage 2022 am Deutschen Theater Berlin. Das Stück der Berliner Autorin wurde aus über 160 Einsendungen von einer dreiköpfigen Jury unter Vorsitz des Autors Ferdinand Schmalz ausgewählt und im Rahmen der Langen Nacht der Autor:innen im Juni 2022 in Berlin uraufgeführt – kurz nachdem im Schauspielhaus aufgrund von Corona-Verwerfungen gleich zwei Shakespeare-Stücke direkt hintereinander in HAUS EINS Premiere hatten. Zumindest wird für Judith Shakespeare am Ende alles gut, ein schönes Privileg der Fiktion: Bei Paula Thielecke darf sich das Patriarchat selbst abschaffen und Platz machen für „ein Rudel aktivistischer Revolutionär*innen“, die auf der Bühne ihre Visionen umsetzen.
in einer Fassung des Schauspielhaus Graz
Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin im Rahmen der Autor:innentheatertage
Regie Christina Tscharyiski
Bühne Sarah Sassen
Kostüme Jenny Schleif
Choreinstudierung Almuth Hattwich
Dramaturgie Karla Mäder
Theaterpädagogik Timo Staaks
Mit
Judith Shakespeare Maximiliane Haß
Chor Beatrix Doderer
Miriam Fontaine
Katrija Lehmann
Mathias Lodd
Sissi Noé
Clemens Maria Riegler
Rudi Widerhofer