Allein Natascha, die junge Frau Andrejs, lebt offenbar in der Wirklichkeit, wo alle anderen sich an ihre Lebenslügen klammern. Mit dem Abzug des Militärs und der Ermordung von Irinas Bräutigam in einem unsinnigen Duell werden schließlich die inneren Katastrophen in der äußeren Handlung greifbar.
Durch die Verwendung eines besonderen Kunstobjektes von Swen Erik Scheuerling im Zentrum des Bühnenbildes, den eigenwillig mit Blick auf die Figurenpsychologie von Karina Liutaia gestalteten Kostümen, die auf kreative Art als mögliche Verortung die 1960er Jahre einer westdeutschen Provinzstadt assoziieren lassen, betont die Inszenierung von Francis Hüsers einerseits den Kunstanspruch von Tschechows Drama, das zurecht als Beginn der (klassischen) Moderne gewertet werden kann, gewährt andererseits aber den Figuren einen konzeptionellen Rahmen, der erlaubt, ihre Fragestellungen auf uns heute zu beziehen.
Das Besondere an dieser Neuinszenierung ist, dass sie zwei Genres miteinander verbindet: Unter dem Titel „Schauspiel trifft Kammermusik trifft Schauspiel“ – einem Förderprojekt der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung – werden hier klassisch-moderne Schauspielkunst und hochexpressive Kammermusik kombiniert, nämlich Tschechows Drama mit Dmitri Schostakowitschs Streichquartett c-Moll op. 110. Die Musiker*innen werden in das Geschehen integriert, die Musik wird als Ausdruck geheimer Sehnsüchte thematisiert und begleitet die amourösen Verstrickungen des Personals.
Aus dem Russischen von Peter Urban
Ergänzt durch das 8. Streichquartett c-Moll op. 110 von Dmitri Schostakowitsch
Es spielen: Friedemann Eckert, Lucia Schulz, Kristina Günther, Caroline Betz, Vanessa Stoll, Klaus Nicola Holderbaum, Urban Luig, Matthias Knaab, Rudi Grieser, Ralf Grobel und Musiker*innen des Philharmonischen Orchesters Hagen (alternierend): Shotaro Kageyama, Evgeny Selitsky, Kalina Kolarova, Yang Zhin (Violine), Aleks Jordanovski, Ursina Staub (Viola), Yan Vaigot, Reinis Apsitis (Violoncello)
Weitere Vorstellungen: 20.4. (19.30 Uhr), 29.4. (19.30 Uhr), 21.5. (15.00 Uhr), 14.6.2023 (19.30 Uhr)
Diese Produktion gehört zum Projekt „Jede*r Schüler*in ins Theater Hagen“, innerhalb dessen, finanziert vom Theaterförderverein Hagen e.V., (Schul-)Gruppen ein kostenloser Besuch einer der Vorstellungen ermöglicht wird.
WERKSTATT-PROBE: 13.4.2023, 18.00 Uhr, Theatercafé, Großes Haus, Eintritt frei
DIE STUNDE DER KRITIK: 21.5.2023, im Anschluss an die Vorstellung um ca. 18.00 Uhr, Theatercafé, Eintritt frei
Tschechows „Drei Schwestern“ wird derzeit auch in der Opern-Vertonung von Peter Eötvös „Tri Sestry“ im Theater Hagen präsentiert. Als zusätzliche Besonderheit sind an zwei Wochenenden (29., 30. April und 20., 21. Mai 2023) jeweils beide Werke zu erleben.
Für den Besuch dieser Vorstellungen können auch Karten über das 3 x 9-Euro-Ticket erworben werden.
Reservierungen und Karten an der Theaterkasse (dienstags bis freitags von 10.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 10.00 bis 15.00 Uhr sowie eine Stunde vor Vorstellungsbeginn), per Telefon unter 02331 / 207-3218, per E-Mail unter theaterkasse@stadt-hagen.de oder online über die Webseite www.theaterhagen.de.