„Ich will mit dem Programm dieser Spielzeit sagen: In diesem hochzivilisierten, sehr reichen und demokratischen Österreich lassen wir uns gerade von einer rechten Minderheit vorführen. Wenn 30 Prozent der Wahlberechtigten eine rechte Partei wählen, dann ist das erschreckend, aber sie sind noch immer in der Minderheit – und von der lassen wir uns durch die Gegend treiben? Das kann nicht sein und damit wollen wir uns auseinandersetzen.“ (Martin Kušej)
Mit der Spielzeit-Kampagne, die in diesen Tagen in Wien plakatiert wird (Grafik: Herburg Weiland, Claims: Teresa Guggenberger & Michael Wittmann), ruft das Burgtheater zu Haltung, Widerstand und Diskussion auf. „Gerade auf uns als künstlerisch Tätige kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu. Alles, was wir in den letzten Jahren in diesem Land an Korruption, Manipulation, Lüge und Hass erleben mussten, weist auf Zustände hin, die wir für überwunden gehalten haben. Wir können und dürfen nicht wegschauen.“ (Martin Kušej)
Zahlreiche Inszenierungen der Saison 2023/24 widmen sich den demokratiefeindlichen und autoritären Tendenzen in Europa und handeln von Ausgrenzung, grassierendem Antisemitismus und den Folgen der Klimakrise. Diesen vielfältigen Herausforderungen begegnen die Künstler*innen des Burgtheaters mit kritischem Blick, mit Erzählungen der Selbstermächtigung, der Versöhnung, aber auch feministischen Weltentwürfen und Möglichkeiten des Widerstands. Eröffnet wird die Spielzeit am 3. September im Burgtheater mit Barbara Freys Inszenierung von „Ein Sommernachtstraum“ im Akademietheater am 5. September mit Lilja Rupprechts Regiearbeit „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ und am 16. September im Kasino mit Christina Rasts Inszenierung der Österreichischen Erstaufführung von „solastalgia“.
Auch außerhalb der Inszenierungen lädt das Burgtheater zur Debatte: In der Podiumsdiskussion unter dem Slogan „Aufwachen, bevor es wieder finster wird“ diskutieren am 10. September 2023 im Burgtheater Michel Friedman (Philosoph), Othmar Karas (Erster Vizepräsident des europäischen Parlaments), Hedwig Richter (Historikerin und Professorin für neuere und neueste Geschichte) und Bartosz T. Wieliński (polnischer Journalist und stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“) über den Rechtsruck in Europa und die Stärke der Demokratie.
Podiumsdiskussion: „Aufwachen, bevor es wieder finster wird“
Sonntag, 10. September, 11.00 Uhr im Burgtheater
mit
Michel Friedman, Philosoph und Autor
Othmar Karas, Erster Vizepräsident des europäischen Parlaments
Hedwig Richter, Historikerin und Professorin für neuere und neueste Geschichte (Universität der Bundeswehr München)
Bartosz T. Wieliński, polnischer Journalist und stellvertretender Chefredakteur der polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“
Moderation: Cathrin Kahlweit (Süddeutsche Zeitung)
Begrüßung: Martin Kušej
Karten um € 8, – unter www.burgtheater.at oder unter +43 (0)1 514444 4545
In Kooperation von Burgtheater & Süddeutsche Zeitung