Genau diese Fragen stellt sich der junge Schriftsteller, Medizinstudent und politische Aktivist Georg Büchner 1834 in seinem ersten Drama, Dantons Tod. Das Stück spielt vor dem Hintergrund der Französischen Revolution, die nach der utopischen Energie der Anfangszeit ihre Unschuld verloren hat und mit äußerster Härte die „Guten“ von den „Bösen“ trennt. Büchner konzentriert sich auf die letzten Tage des Revolutionsführers Danton, der müde und desillusioniert zu dem Schluss kommt, jedes Streben nach einer besseren Welt müsse unweigerlich scheitern.
Ihm gegenüber steht Robespierre, der immer noch an einen neuen, tugendhaften Menschen glaubt, auch wenn dieser nur mit endlosem Blutvergießen zu verwirklichen ist. Aus tiefer Verzweiflung fragt Büchner: Wie kommt es, dass eine einst vielversprechende Bewegung so hoffnungslos zum Stillstand kommt? Bleiben nur Vergnügungen, die für einen Moment die eigene Sterblichkeit vergessen lassen? Er blickt mit Entsetzen auf das Symbol der Revolution, die Guillotine, und fragt: „Was ist es, das in uns lügt, mordet, stiehlt?“
Regisseur Robert Borgmann zeigt mit einer jungen Generation von Spieler*innen, wie schwierig es ist, in unserer Zeit des radikalen Individualismus aus dem Privaten zu treten, auf die Straße zu gehen und eine Gemeinschaft zu bilden, geschweige eine Revolution zu entfesseln. Kennzeichnend für unsere Welt ist rasender Stillstand, ein Gefühl der Lähmung in einer sich beschleunigenden Welt. Was sich auf der Bühne öffnet, ist ein Labyrinth von Stimmen, Behauptungen und Widersprüchen, in dem jede*r – Zuschauer*innen wie Spieler*innen – sich einen Weg sucht, sich verliert und sich (hoffentlich) wiederfindet.
Regie, Bühne, Komposition: Robert Borgmann
Kostüm: Birgit Bungum, Cornelius Reitmayr
Video: Krzysztof Honowski
Lichtdesign: Carsten Rüger, Bernd Felder
Dramaturgie: Koen Tachelet
Mit: William Cooper, Marius Huth, Risto Kübar, Abenaa Prempeh, Alexander Wertmann
Cello: Yiyang Zhao / Elio Herrera
Violine: Jae A Shin / Sungkum-Jennie Yang