Die beiden älteren, Goneril und Regan, die es dem König gegenüber nicht an Gehorsam fehlen lassen wollen, gehen auf diese vermeintlich harmlose, wenn auch absurde, Forderung ein und überbieten sich mit Liebesbekundungen. Cordelia, die jüngste, setzt der Frage Lears, was sie zu sagen habe, nur ein schlichtes „Nichts“ entgegen.
Dieses „Nichts“ bildet den Anfang einer nicht mehr endenden Abwärtsspirale für alle Figuren. Tief enttäuscht von der kargen Antwort seiner Lieblingstochter gerät Lear in Zorn, enterbt und verstößt sie und teilt sein Reich unter ihren Schwestern auf, bei denen er abwechselnd leben will. Der Graf von Kent, der versucht den König zur Vernunft zu bringen, wird verbannt. Bald wird Lear, der seine älteren Töchter nicht nur mit Launenhaftigkeit und Jähzorn, sondern auch mit seinem Gefolge von hundert Rittern tyrannisiert, lästig und keine ist bereit, ihn weiter zu beherbergen.
Wütend und verzweifelt darüber irrt der König im Gewittersturm über die Heide, nur von seinem Narren begleitet. Seine Ausbrüche nehmen mehr und mehr den Charakter des Wahnsinns an. Parallel dazu nutzt Edmund, der uneheliche Sohn des Grafen von Gloster, die Chance des instabilen Staats- und Gesellschaftssystems, um seinen Bruder Edgar aus dem Weg zu räumen und Alleinerbe zu werden. Er lässt den Vater glauben, Edgar habe ihn ermorden wollen. Dieser flieht vor der Rache seines Vaters und verbirgt sich als Verrückter getarnt auf der Heide.
Als Gloster vom Schicksal Lears erfährt, will er ihm zu Hilfe eilen, wird aber von Regan und ihrem Gatten Cornwall gefangen gesetzt und für seine Königstreue geblendet. Der Verlauf der Handlung entschleiert das Wesen der Figuren und führt sie in ihr Schicksal, in Leid und Selbstzerstörung. Am Ende stehen die letzten Zeugen dieser aus den Fugen geratenen Welt vor dem, was Cordelia unfreiwillig prophezeit hat: dem „Nichts“.
Luise Voigt, Regisseurin, Autorin und Medienkünstlerin, ist mittlerweile keine Unbekannte mehr am Theater Bonn. Nach einem bemerkenswerten Auftakt in der Spielzeit 2017/18 mit Goethes UNTERHALTUNGEN DEUTSCHER AUSGEWANDERTEN inszenierte sie in der letzten Spielzeit mit Becketts WARTEN AUF GODOT das Erfolgsstück auf der Werkstattbühne
König Lear Bernd Braun
Herzog von Cornwall Holger Kraft
Herzog von Albany Sören Wunderlich
Graf von Gloster Wolfgang Rüter
Graf von Kent Roland Riebeling
Edgar Alois Reinhardt
Edmund Christoph Gummert
Goneril Sophie Basse
Regan Sandrine Zenner
Cordelia/Narr Lena Geyer
Oswald Manuel Zschunke
weitere Rollen Florian Janik
Musiker Alex Röser (Termine)
Friederike Bernhardt (Termine)
Statisterie Markus Müller (Termine)
Leander Sparla (Termine)
Regie und Bühne Luise Voigt
Musik Friederike Bernhardt
Bühne und Video Stefan Bischoff
Kostüme und Mitarbeit Bühne Maria Strauch
Modellkonzept Puppe Rüdiger Stern
Licht Sirko Lamprecht
Dramaturgie Nadja Groß
Körperarbeit / Biomechanik Tony De Maeyer
Regieassistenz Julie Grothgar
Ausstattungsassistenz Milena Gawlick
Dramaturgieassistenz Jan Pfannenstiel
Inspizienz Hans-Jürgen Schmidt
Soufflage Heike Mia Hülsebusch
Das Bild zeigt William Shakespeare