Naturhistorische Museen sind geheimnisvolle, symbolische Orte der Repräsentation von Wissen und Leben. Vor allem von den Tier-Präparaten geht eine besondere Faszination aus: Tiere, die, der Zeit enthoben, auf der Schwelle zwischen Leben und Tod verharren. Sie erwidern den Blick des menschlichen Betrachters und lassen ihn selbst zum Gegenstand der Betrachtung und Befragung werden.
Die Grundlage der Inszenierung bilden Interviews, die im Rahmen der Recherche mit ExpertInnen naturkundlicher Sammlungen dokumentiert und gesammelt wurden. In Anlehnung an Darstellungsformen wie dem Tableau vivant oder Nature morte erschafft „The Big Sleep“ eine befremdliche Intimität zwischen lebendigen Körpern und leblosen Objekten. Es entsteht ein Ort, an dem Leben — menschliches wie tierisches — betrachtet, erinnert und befragt werden kann. Die Erzählungen verweisen auf offenbare wie gefühlte Symptome rasanter globaler Veränderungen. Angesichts einer Welt im Wandel zeugen ihre Reflexionen von Verlustängsten, Erhaltungstrieben und dem Willen nach Ordnung.
Alisa Hecke, Julian Rauter und Andi Willmann realisieren seit 2013 gemeinsam interdisziplinäre Projekte zwischen Performance und Installation, die sich aus Theater, Medienkunst und Architektur speisen. Ihre vielschichtigen Textgefüge, Sound- oder Bildcollagen werden in Theatern und Ausstellungskontexten gezeigt. Wiederkehrendes Motiv ist der (Bühnen-)Körper und seine Repräsentation, an dessen Wahrnehmung und Zuschreibung von Lebendigkeit und Körperlichkeit sie szenisch forschen. Seit 2016 führen sie die Recherche „Erinnerungen für Morgen“ im Umfeld naturkundlicher Sammlungen. Das dabei entstandene Archiv ist Materialkorpus für verschiedene künstlerische Formate. Die Recherche wird mit der Performance „The Big Sleep“ abgeschlossen.
Hecke/Rauter/Willmann sind AkteurInnen der Freien Szene Leipzigs, ihre bisherigen Arbeiten wurden am LOFFT, Zentrum für Zeitgenössische Kunst HALLE 14, in der Deutschen Nationalbibliothek und überregional u. a. in den Sophiensaelen Berlin und im Maschinenhaus Essen gezeigt. Sie gehören zum Leitungsteam des Leipziger Kunstraums Westpol A.I.R. Space, den sie als Labor und Plattform für interdisziplinär-interkulturelle Formate betreiben.
Besetzung: Katharina Bill, Malte Scholz, Nina Maria Wyss
Künstlerische Leitung: Alisa M. Hecke, Julian Rauter, Bühne: Andi Willmann,
Sound: Cornelia Friederike Müller,
Produktionsleitung: Nora Schneider,
Dramaturgie: Nadine Vollmer
Licht: Ronnie Kinner
Eine Produktion von Hecke/Rauter GbR in Koproduktion mit Residenz Schauspiel Leipzig, Kunstfest Weimar, Theaterdiscounter Berlin, Roxy Birsfelden sowie dem Naturhistorischen Museum Basel und dem Muséum d’histoire naturelle de la Ville de Genève. Unterstützt von Dirty Debüt und ARC artist residency.
Weitere Vorstellungen: 20., 23 & 24., sowie 26. & 27. Juni, Residenz