Das ferne Land ist nun vermessen. Mit der Karte ist ein Bild entworfen und ein wissenschaftliches Instrument zum Reisen. Schnell wächst der Ruhm des Geographen. Aber keine Reise kann von den Kong-Bergen berichten. Doch der europäische Blick dominiert weiter, wo vor Ort längst keine Zweifel mehr bestehen.
Zu einer anderen Zeit macht sich eine junge Dokumentarfilmerin auf nach „Berg Kong“. An den Toren dieses fiktionalen Staates trifft sie auf Ismael. Der Grenzwächter verwehrt ihr zwar den Zutritt in das fremde Land, wird für sie aber zur zentralen Begegnung ihrer Recherche. In den beiden treffen das Interesse für das vermeintlich Andere und die Hoffnung auf das verheißungsvolle Europa aufeinander. Gemeinsam betrachten sie die Welt, wie sie vor ihnen liegt. Nicht immer sehen sie dasselbe. Bis zuletzt die turbulenten Umstände an den Landesgrenzen offenbaren, welche Art Trennlinie zwischen ihnen verläuft.
Aus diesen übereinandergeschichteten Erzählsträngen zwischen Afrika und Europa entspinnt sich eine szenische Landschaft, die weite zeitliche und kulturelle Distanzen umspannt. Die darin beheimateten Figuren sind Suchende. Sie verhandeln verschiedene Strategien, ihre Welt zu vermessen und letztlich zu verstehen. Dabei kratzen sie an der Selbstverständlichkeit bestehender Normen und Regeln. Folglich werden sie auch mit dem Zerfall ihrer Gedankengebirge konfrontiert — eine befreiende wie schmerzliche Erfahrung.
Für „Ein Berg, viele“ erhält Magdalena Schrefel den Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker 2020. Bereits zum 25. Mal vergeben die Stadt Frankfurt (Oder), die Dramaturgische Gesellschaft und das Kleist Forum Frankfurt (Oder) den mit einer Uraufführung verbundenen Nachwuchsförderpreis. Der in Wien geborenen Autorin „gelingt es mit ihrer szenischen Setzung“, so die Jury, „die Konstruktion von Grenzen aufzuzeigen, ob geografisch, politisch oder ideologisch. Sie hinterfragt ihren Nutzen und Urheberschaften und beschreibt, wie Scheinwelten und -autoritäten erschaffen werden. Dafür überlagert Magdalena Schrefel zeitgenössische, historische und fiktive Referenzen. Gleichzeitig erstreckt sich entlang ihrer vielfältigen Sprachfarben auch das Potenzial von gemeinsamen Linien, um Welt zu beschreiben und Utopien zu formulieren.“
Mit dem Leipziger Debüt von Magdalena Schrefel stellt sich auch die Regisseurin Pia Richter dem Publikum am Schauspiel vor. Neben Einladungen ihrer Arbeiten zur „Young Actors Week“ in Salzburg, zum „Your Chance“-Festival in Moskau, zum „Körber Studio Junge Regie“ in Hamburg und zum „Summer UP“ am Theater Heidelberg inszenierte sie außerdem am Landestheater Schwaben, Landestheater Tübingen, Theater Regensburg und Theater Koblenz.
Besetzung
Paulina Bittner, Thomas Braungardt, Anne Cathrin Buhtz, Patrick Isermeyer
Team
Regie: Pia Richter
Bühne & Kostüme: Julia Nussbaumer
Dramaturgie: Marleen Ilg
Licht: Thomas Kalz
So, 27.09. 20:00
Diskothek
Do, 01.10.
Schauspiel unterwegs, Eröffnung der Kleist-Festtage 2020
Kleist Forum Frankfurt (Oder)
Externer Kartenverkauf
Fr, 09.10. 20:00
Diskothek
Sa, 31.10. 20:00
Diskothek