Die Oberflächlichkeit der Protagonist*innen in Molières Komödie führt ein zeitloses Problem der menschlichen Gesellschaft vor Augen: Man ist aufeinander angewiesen und muss sich deshalb vertrauen können. Doch diese Abhängigkeit führt dazu, immer im besten Licht dastehen zu wollen. Ein Mechanismus, der heute beispielsweise durch soziale Medien weiter verstärkt wird. »Im Internet zeigt man sich als bessere Version von sich selbst und hält mit allen möglichen Menschen unverbindlich Kontakt, weil man nie weiß, wann man füreinander nochmal wichtig werden könnte«, sagt Regisseurin Elisabeth Gabriel.
In der Inszenierung wird die Verbindung des traditionellen wie zeitlosen Stoffs mit der Gegenwart deutlich. Die Bühne (Vinzenz Karl Hegemann) erinnert an einen dem Magdeburger Publikum wohlbekannten, halböffentlichen Raum, in dem die Party – angeheizt durch einen DJ – bereits im vollen Gange ist. Während im Vordergrund gesellschaftliche Etikette zählt, beobachtet die illustre Schickeria im Bühnenhintergrund permanent das Geschehen. Für die Kostüme zeichnet die Wiener Kostümbildnerin Ingrid Leibezeder verantwortlich, die zeitgenössische Stoffe und Schnitte mit barocken Elementen verbindet. Bei der Übersetzung hat sich Elisabeth Gabriel für die sehr zugängliche Fassung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens (1982) entschieden: »Sie lässt ein sehr direktes Spiel zu, und trotzdem arbeitet sie mit dem Reim und transportiert die Eleganz der französischen Sprache«, betont sie.
Die Inszenierung ist die nunmehr dritte Zusammenarbeit von Elisabeth Gabriel als Regisseurin und Schauspielchef Tim Kramer als Protagonist auf der Bühne. Sie haben in dieser Konstellation bereits zweimal am Theater St. Gallen zusammengearbeitet. Für Tim Kramer ist es nach zwei Premieren als Regisseur (»Der gute Mensch von Sezuan«, »Engel in Amerika«) das erste Mal, dass er als Darsteller auf der Bühne des Theaters Magdeburg steht.
Der Menschenfeind Von Molière
Regie Elisabeth Gabriel
Bühne Vinzenz Karl Hegemann
Kostüme Ingrid Leibezeder
Musik Nikolaus Woernle
Dramaturgie Caroline Rohmer, Laura Busch
Mit Undine Schmiedl, Carmen Steinert, Saskia von Winterfeld, Christoph Bangerter, Frederik F. Günther, Tim Kramer, Andreas C. Meyer, Thomas Schneider