Unter dem Motto "Die Obrigkeit ist Gottes Gabe" erklang zunächst die Kantate "Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe" BWV 25, wo schon der Eingangschoral aufgrund großer spieltechnischer und vokaler Konzentration das Publikum beeindruckte. Die Choralmelodie erklang in langen Noten im Continuo, auch die Figuration der Streicher und Oboen gefiel aufgund transparenter Durchsichtigkeit.
Dann folgte eine erhaben interpretierte Wiedergabe der vokalen Doppelfuge, wobei die Gesangssolisten Isabel Schicketanz (Sopran), Patrick Grahl (Tenor) und Matthias Winckhler (Bass) mit großer gesanglicher Ausdruckskraft agierten. Der Posaunenchor besaß hier eine bewegende Emphase, deren Intensität sich verstärkte. Auch die tänzerische Musik als Concerto von Streichern und Oboen zeigte viele klangliche Reize. Der Schlusschoral überzeugte als schlichter und ergreifender vierstimmiger Choral.
Noch leuchtkräftiger und strahlender gestaltete die ausgezeichnete Gaechinger Cantorey unter Hans-Christoph Rademann dann die Kantate "Preise, Jerusalem, den Herrn" BWV 119, wobei der Charakter der Festmusik als höfische Huldigungsmusik in reizvoller Weise hervorblitzte. Der Eingangschor in Form einer Französischen Ouvertüre faszinierte durch rhythmischen Zauber und Esprit. Und die fanfarenartigen Trompeteneinwürfe im Bass-Rezitativ beeindruckten die Zuhörer aufgrund der formalen Klarheit. Die versierte Altistin Marie Henriette Reinhold kam bei der zweiten Kantate zu den anderen Gesangssolisten noch hinzu. Im Jahre 1843 erfolgte übrigens die Wiederaufführung dieses Meisterwerks durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Gewandhaus Leipzig.
Landtagspräsidentin Muhterem Aras hielt einen interessanten Vortrag im Rahmen von "VISION.BACH Impuls". Dabei berichtete sie, dass gerade Johann Sebastian Bach mit der Obrigkeit immer wieder Ärger hatte. Der so genannte "Präfekten-Streit" sei in diesem Zusammenhang erwähnt. Johann Sebastian Bach beharrte auf seinem alleinigen Recht, einen neuen Chorpräfekten einzusetzen. Er wollte beweisen, dass er der Richtige für das Amt des Thomaskantors war und bekam Schwierigkeiten mit den stadtischen Ratsherren. Muhterem Aras ging bei ihrer Rede vor allem auf die politische Bedeutung von Johann Sebastian Bachs Musik ein. "Bach inspirierte zahlreiche Künstler der Musikgeschichte", so Aras weiter. Die Stuttgarter Bach-Ausgabe sei der Beweis dafür, wie eng vernetzt seine Musik hier sei. Schon in den siebziger Jahren habe die Gaechinger Cantorey sämtliche Bach-Kantaten eingespielt. Die Faszination für Bach sei so groß wie nie.