Dabei hören sie immer das gleiche. Zuschreibungen, die sie klein machen, die sie einnehmen, die ihnen einen eigenen Raum nicht zugestehen wollen, die ihr Denken, Handeln und Sprechen bestimmen. Leise sollen sie sein, tüchtig und fleißig, anstrengen sollen sie sich, Kinder kriegen und Deutsch sprechen, bloß nicht auffallen sollen sie.
Die Sprechenden sind Suchende. Sie sind aufgewachsen konfrontiert mit der Sehnsucht nach dem weinroten Pass, der so viel möglich machen sollte. Angekommen in einem Land, dass nur bestimmte Plätze für sie freigeben sollte, bis jetzt. Sie beginnen zu sprechen. Über ihren Weg, den Weg ihrer Eltern und Großeltern, über die gewählte Schwesternschaft. Erinnerungen verflechten sich mit den Fragen an die eigene Position in der Gesellschaft. Aufsteigen sollten sie, sich gut bilden, brav sein und AufstiegsSHEroes sind sie jetzt. Frauen, die sich trauen ihrer Wut einen Platz zu geben und auch die empfundene Scham zu benennen. Immer in der Not die richtigen Worte zu finden. Zwischen den Sprachen polnisch und deutsch die eigene zu finden, die die passt, die sich richtig anfühlt, zumindest für den Moment. Genauso wie das passende Outfit für die Nacht zu wählen. Gleichsam beide zu einer Rüstung werdend, um eingelassen zu werden in die Räume, die meist versperrt sind oder eben die eigenen zu finden und zu gestalten.
Gött*innen sind sie, die Suchenden. Gött*innen des Alltags. Hoffnungsvoll werden sie trotz allem eine neue Zukunft hervorbringen, tanzend durch die Nacht, sprechend und nicht zu überhören.
Ewe Benbenek beschreibt in ihrem Text TRAGÖDIENBASTARD, der 2021 mit dem Mülheimer Dramatikpreis und 2022 mit einem Förderpreis des Schiller-Gedächtnis-Preises ausgezeichnet wurde, Erfahrungen einer Migration, Generationenkonflikte und über allem die Frage nach der eigenen Identität. Mit einer Dringlichkeit, die uns zwingt, gemeinsam Narrative zu hinterfragen, mit denen wir so gerne die Welt in ihrer Komplexität herunterbrechen wollen und damit ihre Brüchigkeit verkennen wie das Potential zur Gestaltbarkeit.
Für alle Menschen ab 14 Jahren, die Suchende sind, die die empowernde Kraft des Sprechens entdecken und ein neues Wir bilden möchten ohne auszugrenzen.
Regie: Romy Lehmann
Bühne & Kostüme: Hannah von Eiff
Theaterpädagogik: Michael Pietsch
Dramaturgie: Christin Ihle
Regieassistenz: Laetitia Schröter, Thessa Wähmann
Inspizienz: Laetitia Schröter, Phin Mindner, Thessa Wähmann
Soufflage: Eszter Sonnevend
ES SPIELEN:
Ulrike Walther
Mia Wiederstein
Jorien Gradenwitz
Marie Wolff
Weitere Termine im regulären Verkauf: 21.05., 27.05., 29.05. und 10.06.