Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
BEWEGENDE EMPHASE - Tschaikowsky-Ouvertüren mit dem Bayerischen Staatsballett im Nationaltheater/MÜNCHEN BEWEGENDE EMPHASE - Tschaikowsky-Ouvertüren mit dem Bayerischen Staatsballett...BEWEGENDE EMPHASE -...

BEWEGENDE EMPHASE - Tschaikowsky-Ouvertüren mit dem Bayerischen Staatsballett im Nationaltheater/MÜNCHEN

Stream

Unter der Leitung von Mikhail Agrest musiziert hier das Bayerische Staatsorchester zusammen mit dem Bayerischen Staatsballet in der subtilen Choreographie von Alexei Ratmansky (Bühne und Kostüme: Jean-Marc Puissant). Im Mittelpunkt stehen die Ouvertüren zu Shakespeares Dramen "Hamlet", "Der Sturm" und "Romeo und Julia" von Peter Tschaikowsky.

Tremolo- und Pizzicato-Passagen werden beim Königsdrama "Hamlet" vom Bayerischen Staatsballet sehr einfühlsam umgesetzt - und auch der Pas de deux Hamlets mit Ophelia lässt an Intensität nichts zu wünschen übrig. Das Thema Ophelias erstrahlt außerdem in der Oboe und wird hier tänzerisch sensibel dargestellt.

Beim "Sturm" ("The Tempest") bilden die Tänzerinnen das gewaltige Abbild des Meeres, wo der Zauberer Prospero den Engel Ariel um Hilfe bittet. Die thematische Vielfalt dieser glutvollen Musik fängt das Ensemble in  ausgezeichneter Weise ein. Auch die Liebesgeschichte zwischen Ferdinand und Miranda strahlt hervor.

Ein Höhpunkt ist dann die phantastische Ouvertüre "Romeo und Julia" aus dem Jahre 1870. Das dunkle Ambiente des Bühnenbildes in der suggestiven Choreographie von Alexei Ratmansky verwandelt sich schließlich in einen betörend-weißen Hintergrund. Zunächst erklingt jedoch ein Duett zwischen Romeo und Julia aus der geplanten und nicht vollendeten gleichnamigen Oper Tschaikowskys, das später  Eingang in die Konzertouvertüre fand. Elmira Karakhanova (Sopran) und Aleksey Kursanov (Tenor) geben das überwältigende Liebespaar. Das Werk geht auf eine Anregung Balakirews zurück. Es beschränkt sich klug auf die Liebe Romeos und Julias inmitten der blutigen Feindschaft ihrer Eltern.  Anders als Balakirew es wollte eröffnet Tschaikowsky  diese Ouvertüre mit einem feierlichen, choralartigen Thema, das die Tänzer des Bayerischen Staatsballetts äusserst geschickt verdeutlichen.
Alles deutet auf den hilfsbereiten Pater Lorenzo hin. Im Allegro giusto werden dann die hitzigen Kämpfe der verfeindeten Veroneser Patrizier ausgemalt. Das Englischhorn stimmt eine innige Melodie an, die wie Liebesgeflüster aus den sordinierten Streichern klingt, was die Tänzer einfühlsam darstellen. Flöten und Oboen greifen die Liebesmelodie auf, steigern sie zu einem lyrischen Gesang. Hörner zeichnen die Synkopen nach. Und in der Durchführung verdeutlichen die  Tänzer die wilden Kampfesrhythmen ergreifend.  Insbesondere die überwältigende Liebesmelodie Romeos und Julias steigert sich beim Pas de deux zu einer gewaltigen Intensität. Wunderbar zart agieren hierbei die Tänzerinnen und Tänzer. Dem Kampfgetöse ist die Liebesmelodie nicht gewachsen - sie erstirbt und kehrt erst im Epilog wieder.  Romeo und Julia erscheinen in Gestalt verschiedener Paare.

Jubel, Ovationen des Publikums.
 
 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNHEIMLICHE VERWANDLUNGEN -- "Der Untergang des Hauses Usher" mit dem Studiengang Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Wilhelma Theater Stuttgart

Sehr viele technische Tricks und faszinierende Einfälle besitzt diese gelungene Produktion des Studiengangs Figurentheater. In der suggestiven Regie von Stephanie Rinke können sich die gespenstischen…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUS DEM DUNKEL INS LICHT -- Neue CD: Die Würth Philharmoniker und Thomas Hampson (Bariton) bei hänssler Classic

Das dritte Album der Würth Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Claudio Vandelli präsentiert den berühmten US-amerikanischen Bariton Thomas Hampson. Die Würth Philharmoniker, die auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

NORDISCHE KLANGFARBEN -- Neue CD "Northern Colours" mit Felix Klieser (Horn) bei Berlin Classics erschienen

Im Zentrum des neuen Albums von Felix Klieser (Horn) steht das inspirierende Werk "Soundscape - A Walk in Colours" op. 118 von Rolf Martinsson, der 1956 in Schweden geboren wurde. Der Komponist hat…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche