Dieses Werk entstand parallel zur "Figaro"-Oper. Bescheidener ohne Trompeten instrumentiert, ist es sehr durchsichtig gestaltet und baut sich in selbsicherer Natürlichkeit im Formalen und Thematischen auf. Gerade diesen Aspekt betonte Annika Treutler mit sphärenhafter Leichtigkeit im Anschlag. Das Allegro hatte hier eine maßvolle Heiterkeit und Helle, ging aber den dunklen Schatten des Ernstes nicht aus dem Weg. Die Harmonik entschwand zuweilen in ferner gelegene Tonarten, was die Pianistin ebenfalls sehr schön betonte. Vielfarbiger als zuvor spiegelte sich hier die Skala der Stimmungen, von denen das Hauptthema kaum etwas ahnen ließ. Zwanglos antwortete diesem Thema das zweite - und nicht weniger organisch fügte sich hier das dritte Thema hinzu. Großartig gestaltete Annika Treutler dann die Kadenz. Tiefe Resignation beherrschte anschließend das Adagio, dessen Trauer erschütternd wirkte. Der geheimnisvolle Siciliano-Rhythmus dieser Adagio-Melodie erhielt bei dieser bewegenden Wiedergabe ein geradezu schmerzliches Anliegen. Das Rondo-Finale (Allegro assai) wurde dann von Pianistin und Orchester heiter und geistvoll interpretiert. Im Mittelteil ließ ein Nachhall das Adagio ausführlicher anklingen - aber eine höhere Ironie rückte alles in die funkelnde Sphäre.
Berührend war bei diesem Adventskonzert dann die Begegnung mit "Musica adventus I" des lettischen Komponisten Peteris Vasks, deren leiser Beginn auf einem einzelnen hohen Violinton die Zuhörer stark beeindruckte. Pizzicato-Passagen und mit dem Bogenholz erzeugte leise Anklänge weckten Assoziationen zu einer Winter-Landschaft. Gelegentlich fühlte man sich sogar an die herbe Harmonik eines Jean Sibelius erinnert. Immer wieder schienen sich ausdrucksvolle Gesten aufzurichten, um dann wieder zu versinken. Beim Weihnachtschoral steigerte sich der Streicherklang zum Fortissimo.
Zum Abschluss folgte noch eine stürmische Wiedergabe der Sinfonie Es-Dur KV 543 von Wolfgang Amadeus Mozart, bei der ja die "Zauberflöten"-Tonart vorherrscht. Weihevoll hob hier die Adagio-Einleitung an, aus der inneren Stille wurden unheimliche Kräfte gesammelt. Zuletzt folgte die Schmerzensgebärde des chromatischen Quartfalls, den Peter Wallinger mit der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" ausgezeichnet musizierte. Das Kopfthema des Allegro sang anmutig von freundlicher Ruhe. Bald schon straffte es sich energisch. Dann griff über weichen Hornklängen beschwichtigend das zweite Thema ein. Gerade bei der innigen Entfaltung des Zaubers drängte sich der energische Gedanke wieder vor und eröffnete machtvoll die Durchführung. Nach der Generalpause lenkten die Holzbläser fast elegant in die Reprise ein. Die Coda setzte sich nach der Exposition mit vollem Recht durch. Die beinahe marschartige Gesangsmelodie des Andante stand in einem dunklen Licht und gewann eine immer größere Intensität. Die Holzbläser besänftigten die Erregung.
Begeisterung, "Bravo"-Rufe im Publikum.