FRIDAYS FOR FUTURE ruft am 15. September 2023 zu einem weltweiten Klimastreik auf. Unterstützt werden sie dabei von zahlreichen Gruppierungen und Menschen aller Generationen. Das Burgtheater begrüßt diese Initiative und schließt sich der Forderung nach einer klimagerechten Politik an. Auch in der künstlerischen Auseinandersetzung ist das Thema im Burgtheater sehr präsent. Diesen Samstag, 16. September, kommt solastalgia zur Österreichischen Erstaufführung: Der Autor Thomas Köck verbindet darin den Verlust des kollektiven Heimatortes Wald mit dem Verlust einer Vaterfigur, die beide durch das pervertierte Wirtschaftsdenken unserer Gesellschaft
zugrunde gegangen sind.
Das Burgtheater unterstützt den Aufruf zum weltweiten Klimastreik am 15. September: „Es ist höchste Zeit zu handeln, um das generationenübergreifende Recht auf Sicherheit und ein gutes Leben zu gewährleisten! Wir fordern die Senkung des Energieverbrauchs, eine konsequente Energiewende und den Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Autobahn- und Schnellstraßenbau verschwendet Ressourcen und Gelder, die für ein effizientes öffentliches Verkehrsnetz benötigt werden. Es braucht ein starkes Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das für klimafreundliche Heizsysteme und thermische Sanierungen sorgt und damit den Bewohner*innen nützt.
Wir dürfen unsere Zukunft nicht auf Kosten des globalen Südens gestalten. Die Klimakrise erfordert weltweite Solidarität und Zusammenarbeit. Als Industriestaat trägt Österreich eine historische Verantwortung für Emissionen, Lieferketten und Klimaschutzmaßnahmen im globalen Süden. Es ist an der Zeit, Wohlstand neu zu definieren, eine fürsorgende
Wirtschaft aufzubauen und umwelt- und klimaschädliches Verhalten zu verhindern. Gesellschaft und Natur müssen im Mittelpunkt des Wandels stehen!“ (klimaprotest.at)
Über solastalgia
In einer Koproduktion des Burgtheaterstudios und des Max Reinhardt Seminars bringt Christina Rast gemeinsam mit Studierenden am 16. September im Kasino einen Text auf die Bühne, der alle Generationen gleichermaßen betrifft – von der ersten bis zur letzten: Thomas Köcks solastalgia.
Der Wald liegt im Sterben. Brände, Dürren und Schädlingsbefall dezimieren den Baumbestand in rasantem Tempo. Noch drastischer jedoch ist die Ausbeutung durch uns Menschen. In Thomas Köcks SOLASTALGIA stehen ein namenloser Ich-Erzähler und ein ehemaliger Förster in einem deutschen Fichtenwald, der streng genommen ein norwegischer Fichtenwald ist und schon bald ein nordamerikanischer Douglasienwald werden wird. Immer schneller wachsende, nicht-heimische Arten müssen eingeführt werden, um den Holzbedarf zu decken. Dass Monokultur und Rodung in die Katastrophe führen, dass für kommende Generationen keine Natur mehr übrig sein wird, ist beiden bewusst: „dieses habitat / wird uns nicht mehr brauchen / wir sind von dieser landschaft / völlig unerwünscht“, urteilt das Ich, „we are fucked / wie nie zuvor.“
Der Begriff „Solastalgie“, erdacht von dem Naturphilosophen Glenn Albrecht, bezieht sich auf das Verlorengehen eines trostspendenden, geliebten Ortes. Zerstörung der Umwelt und Klimakatastrophe sind zentrale Themen in den Werken des Dramatikers Thomas Köck, von dem zuletzt das Stück antigone. ein requiem 2020 im Akademietheater zu sehen war. In seinem poetisch-scharfzüngigen Gedankenstrom solastalgia verbindet er den Verlust des kollektiven Heimatortes Wald mit dem Verlust einer Vaterfigur, die beide durch das pervertierte Wirtschaftsdenken einer Gesellschaft zugrunde gegangen sind. Zwischen toten Bäumen drängen sich dem Ich Erinnerungen an den Suizidversuch seines Vaters auf einem Tischler, der an eben jener psychiatrischen Klinik mitbauen sollte, in die er nach Verlust seiner Lebensgrundlage als Patient eingewiesen wurde.
Kasino
16. September, 19.30 Uhr
solastalgia
von Thomas Köck
Regie: Christina Rast
Mit Sophie Borchhardt, Laura Schlittke, Flo Sohn, Tristan Witzel, Sarah Wockenfus