
Bereits seit 2020 recherchieren die Journalist*innen des investigativen Magazins DOSSIER über Rainer Seele und diesen Konzern, der mit seinen über 20.000 Mitarbeiter*innen einer der wenigen österreichischen Big Player auf internationalem Parkett ist. Kritische Berichterstattung über den Milliardenkonzern gab es zuvor kaum und wenn, dann fiel sie auffallend handzahm aus – schließlich ist die OMV einer der größten Werbepartner im österreichischen Inseratengeschäft und Großsponsor. Bei DOSSIER kann man allerdings nicht inserieren. Deswegen entschließt sich das Recherchekollektiv zu einer großen, risikoreichen Untersuchung des OMV-Komplexes und all seiner Schattenseiten. Und setzt dabei alles aufs Spiel: Der teilstaatliche Mineralölkonzern reagiert auf die kritische Berichterstattung der Investigativplattform mit einer Schadensersatzklage in der Höhe von 130.000 Euro.
„Eine klassische Einschüchterungsklage“, nennt es Rechtsanwältin Maria Windhager. Es war hierzulande eine der ersten SLAPP-Klagen nach US-amerikanischem Vorbild. Nach kollektiver Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, der gesamten Medienlandschaft, NGOs und der Politik geriet die Chefetage der OMV unter solchen Druck, dass sich eine Kettenreaktion von historischen Ereignissen in Gang setzte.
Autor und Regisseur Calle Fuhr bringt nach „Heldenplätze“ (2021) mit „Die Redaktion“ nun erneut eine folgenreiche Investigativ-Recherche auf die Bühne. Inspiriert von Filmen wie „She Said“ und „Spotlight“ kreiert der gebürtige Düsseldorfer Calle Fuhr ein augenöffnendes Stück über Journalismus – und gleichzeitig einen Thriller über fragwürdige Vorgänge in den Chefetagen der österreichischen Politik und Wirtschaft.
Warum geht es hier eigentlich? Es geht um das fossile Macht-System der OMV, das unsere Gegenwart und Zukunft maßgeblich prägt. Es geht um Postenschacher innerhalb der Regierung und der staatlichen Beteiligungsholding ÖBAG, Greenwashing und geheime Sponsoringverträge mit Wladimir Putins Lieblings-Fußballklub Zenit St. Petersburg. Es geht um die Überwachung von Klimaaktivist*innen von Greenpeace und Fridays For Future, sowie der Mitarbeiter*innen der OMV. Es geht um die teuerste Firmenübernahme der österreichischen Wirtschaftsgeschichte und um sehr viel Steuergeld, welches das Luxusleben des CEOs Rainer Seele finanziert hat. Und nicht zuletzt geht es um die Wirkkraft und Zukunft von unabhängigem Journalismus.
Fakt trifft auf Fiktion
„Die Redaktion“ ist inspiriert von den Rechercheergebnissen der Journalist*innen von DOSSIER zur OMV, die erstmals künstlerisch für die Bühne adaptiert werden. Der 28-jährige Autor und Regisseur Fuhr arbeitet dabei mit Original-Dokumenten, die teilweise noch nicht veröffentlicht sind, nimmt Ibiza- und ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss-Protokolle unter die Lupe und seziert die berühmt-berüchtigten Chatprotokolle von HC Strache.
Es spielt ein vierköpfiges Ensemble bestehend aus Gerti Drassl (u.a. Deutscher Schauspielpreis), Murali Perumal (bekannt aus „Der Aufschneider“), Christoph Schüchner (Ensemblemitglied am Wiener Volkstheater) und Magdalena Simmel (Volkstheater-Studio).
Nach „Black Flame“ (Regie Manuela Infante) und „Öl!“ (Regie Sascha Hawemann) ist „Die Redaktion“ eine weitere Produktion im Rahmen des Themenschwerpunkts Öl im Volkstheater.
DIE REDAKTION
Uraufführung
von Calle Fuhr, in Kooperation mit DOSSIER
Regie Calle Fuhr
Mit: Gerti Drassl, Murali Perumal, Christoph Schüchner, Magdalena Simmel
Bühne: Calle Fuhr
Kostüm: Friederike Wörner
Video-Art: Marvin Kanas, Lisa Rodlauer
Dramaturgie: Matthias Seier
Premiere: 28. April, 19:30 Uhr im VZ Brigittenau, 20. Bezirk
anschließend bis 6. Juni auf Bezirke-Tournee