Yefim Bronfman war der eruptiv und klangschön musizierende Solist bei Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll op. 54, der den Stimmungsreichtum der Themen mit dem Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Vladimir Jurowski eindrucksvoll betonte. So kam die thematische Ursubstanz beim Allegro affettuoso nach der robust-energischen Einleitung deutlich zum Vorschein. Poetische Momente verbanden sich mit immer neuen klanglichen Reizen des Themas. Und das Intermezzo Andantino grazioso offenbarte hier eine subtile Wechselrede zwischen Klavier und Orchester. Dabei kam die Substanz des zweiten und vierten Taktes facettenreich zum Vorschein. Und auch die ruhig-schwärmerische Cello-Melodie zeigte großen Ausdrucksreichtum. Die Stimmung schwankte fast melancholisch zwischen Dur und Moll. Energie und Festlichkeit zugleich strahlte das Finale Allegro vivace aus. Ein scharf geprägter Rhythmus und kleine Intervallschritte zeichneten die Präzision von Yefim Bronfmans Spiel aus. Mit stürmischem Schwung tauchte nach Durchführung und Reprise plötzlich ein neuer Gedanke auf. Bei der Chopin-Zugabe unterstrich Bronfman einmal mehr die Poesie des Ausdrucks.
Gerade die schlichte Innigkeit der vierten Sinfonie in G-Dur von Gustav Mahler arbeitete Vladimir Jurowski mit dem Bayerischen Staatsorchester sehr gut heraus. Die maßvoll gefassten Sätze beeindruckten mit schwelgerischem Geigenklang und feinen Legato-Bögen. Im ersten Satz rief das Hauptthema den lächelnden Geist Wiens wach. Vogelruf und Schellengeläut weckten den Hörer. Ein forsches Wanderlied erschien dann noch kräftiger und ungestümer. Das zweite Thema breitete sich warm und schwärmerisch aus. So wurde das gemütvoll-heitere Idyll kaum gestört. Man erkannte immer wieder das Formschema des Sonatensatzes zwischen feinen Pizzicato-Effekten. Zart und verklärt wirkte der Ausklang. Im Scherzo spielt laut Mahler "Freund Hein" auf. Die Solovioline wurde tatsächlich zur Fiedel des Todes, mit fahler Schärfe erklang ein gemächlicher Totentanz. Und das überaus ruhevoll interpretierte Adagio zeichnete sphärenhaft ein wunderbares Bild des Paradieses, von dem bis jetzt nur heiter berichtet wurde. Die Melodien klagten von Leid und Schmerz. Die ersten Sätze vergingen wie geheimnisvolle Wolken, dann kam in blendender Lichtfolge die Verheißung des Paradieses. Man vernahm schon das Hauptthema des Schlusssatzes.
Nach gedämpftem Jubel verschwand das überwältigende Bild hinter zarten Nebelschleiern. Glückseligkeiten des Paradieses erstrahlten im Finale, wo der Dirigent Vladimir Jurowski die erdenferne Stimmung einfühlsam auf die Sopranstimme übertrug, die Louise Alder mit leidenschaftlicher Emphase erfüllte: "Wir genießen das himmlische Leben". In vier Strophen weitete sich das Lied zum wahrhaft himmlischen Konzert. Man vernahm zudem das Schellengeläut aus dem ersten Satz und den Engelsgesang aus der dritten Sinfonie. Schwärmerisch sang der Sopran von den "elftausend Jungfrauen", die "zu tanzen sich trauen".
Nach dem begeisterten Schlussapplaus folgte noch eine Zugabe - nämlich die Air aus Johann Sebastian Bachs dritter Orchestersuite in D-Dur. Die Melodie kosteten über dem ruhig schreitenden ostinatoartigen Bass die Violinen mit ergreifender Innigkeit aus.