Sie ist das eine so plötzlich, wie sie das andere stets bleibt; eine letzte Ahnung des Mädchens von der Straße ist immer zu spüren. Solchen purzelnden Metamorphosen geben sich auch die anderen Figuren hin, die mit Koffern jäh ihren Weg in das Zimmer finden und ihre ganz eigene Vergangenheit im Gepäck haben.
Sie reden, streiten und lieben – für den kurzen Augenblick ebenso wie für die fortwährende Zeitspanne, in der Julius und Olaf Beobachter sind. Die "Menschlein", die in das Zimmer geweht werden, sprechen aus, was uns alltäglich passiert: Wir verpassen einander, verwechseln uns gegenseitig und hegen Erwartungen. In Träumen und Vorstellungen sind wir uns schon einmal begegnet – oder etwa nicht? So ahnt Marie die Schlaffrau, die ein Mann im Wintermantel aus dem brennenden Hotel rettet, und so scheint Olaf Marie zu kennen, noch bevor sie seine Frau wird, denn sie sind sich begegnet – im Zimmer, zu einer Zeit, die, sich stets verändernd, wiederkehrt.
Der vielfach ausgezeichnete Theater-, Prosa- und Essayautor Botho Strauß ist einer der wichtigsten Autoren der westdeutschen Nachkriegsgeneration. Das im Jahr des Mauerfalls uraufgeführte Stück "Die Zeit und das Zimmer" spürt in gleichzeitig voraussagender wie erinnernder philosophisch-leichtfüßiger Bewegung dem Moment nach, in dem wir uns treffen. Auf der Straße wie mitten ins Herz, miteinander schon immer verbunden und doch überrascht von plötzlicher Veränderung.
Regie
Sibylle Broll-Pape
Bühne und Kostüme
Trixy Royeck
Dramaturgie
Victoria Weich
Besetzung
Stephan Ullrich, Florian Walter, Anna Döing, Eric Wehlan, Ewa Rataj, Daniel Seniuk, Marie-Paulina Schendel, Paul Maximilian Pira, Bertram Maxim Gärtner