Leonie Böhm beginnt ihre Aneignung des antiken Klassikers in einem Moment, an dem noch nicht alles verloren ist. Gemeinsam mit dem Ensemble untersucht sie spielerisch, wie sich innere Fesseln abschütteln lassen. Wie ist ein für nachhaltige Veränderung notwendiger Bewusstseinswandel möglich? Wie können wir loslassen, was uns dabei im Weg steht, uns neu zu erfinden, neu zu verbünden?
»Kreon hat ein riesiges Sicherheitsbedürfnis. Kreon hält das System am Laufen. Kreon ist schnell gekränkt. Antigone wünscht sich einen Systemwandel. Antigone glaubt an radical honesty und gewaltfreien Widerstand. Ich bin Antigone. Ich bin aber auch Kreon. Denn für einen Systemwandel müsste man in der Lage sein, auch das eigene Sicherheitsbedürfnis zu überwinden. Für Transformation muss man die Konzepte, an denen man festhält, loslassen. Wie entsteht in uns der Mut für so eine Bewusstseinsveränderung? Gewalt erzeugt immer nur ein abschreckendes Beispiel, aber keinen Bewusstseinswandel. Das wäre aber, was notwendig wäre für eine Welt, die nicht auf hierarchischen, ausbeuterischen Prinzipien aufbaut. Und darum geht es für mich in diesem Stück.« Leonie Böhm
Leonie Böhm ist bekannt dafür, kanonisierte Texte auf die in ihnen wohnenden Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Klassiker sind belastbar. Man kann sie zerstückeln, kondensieren und anders kompilieren. Sich immer wieder neu zu ihnen ins Verhältnis setzen und ihre Figuren auf unser Hier und Jetzt hin befragen. Im Fokus steht dabei immer der Anspruch, diese in ihren Gedanken und Gefühlen ernst zu nehmen und sie in ihren Handlungen zu verstehen. Leonie Böhms Perspektive auf den antiken Mythos Medea* wurde 2021 zum Theatertreffen eingeladen.
Regie Leonie Böhm
Bühne Zahava Rodrigo
Kostüme Laura Kirst
Livemusik Friederike Ernst
Lichtdesign Lutz Deppe
Dramaturgie Tarun Kade
Mit Julia Riedler, Çiğdem Teke, Lea Draeger, Eva Löbau
Weitere Vorstellung:
21. April, 19:30 Uhr, Bühne