Hervorragend war dann die elektrisierende Wiedergabe von Strawinskys Ballettmusik "Agon", wo ein Wettkampf der Tänzer dargestellt wird. Die Beschäftigung mit der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts wird hier in raffinierter Weise mit seriellen Kompositionsmethoden vermischt. Strawinsky schrieb dieses harmonisch abwechslungsreiche Werk ohne jeden Gedanken an ein Bühnenbild. Farben und Formen stehen dagegen im Mittelpunkt. Und so war es auch bei der Wiedergabe im Beethovensaal. Zuweilen spürte man die herbe Madrigalkunst der Renaissance.
Eine faszinierende Beschäftigung mit der seriellen Musik offenbart sich auch bei Igor Strawinskys Komposition Variations "Aldous Huxley in memoriam". Hier gelang es dem SWR Symphonieorchester unter Metzmacher vorzüglich, Zwölfton-Prinzipien facettenreich darzustellen. Die aus einer zwölfteiligen Invention bestehenden Variationen konnten sich so in geradezu akribischer Weise entfalten. Insbesondere die von Strawinsky geforderte harmonische Dichte war in den zwölf Soloviolinen deutlich zu spüren.
Mit Aldous Huxley verband Strawinsky übrigens eine lange Freundschaft, obwohl der Schriftsteller in den 1920er Jahren noch zu den schärfsten Kritikern Strawinskys zählte. Die klassische Form der Symphonie sticht in Strawinskys Symphonie in C aus dem Jahre 1940 deutlich hervor, was Ingo Metzmacher mit dem SWR Symphonieorchester sehr überzeugend betonte. Die Themen orientieren sich an Haydn, was bei der präzisen Interpretation deutlich zutage trat.
Den Beginn des Moderato alla breve mit seiner kurz aufsteigenden Violinfigur ließ Metzmacher mit dem SWR Symphonieorchester ausgesprochen erfrischend musizieren. Das in der Oboe gebildete Hauptthema des Satzes konnte sich so in eindringlicher Weise entfalten. Und das Partiturbild klang wie gestochen. Assoziationen zu "Jeu de cartes" oder "Dumbarton Oaks" ergaben sich wie von selbst. Das Oboenthema leitete die Reprise ein. Ein ausgesprochen heller Klang entwickelte sich dann im zweiten Satz Larghetto concertante aus einem ausdrucksvoll gestalteten Oboenthema, an dem die ersten Geigen lebhaften Anteil nahmen. Dynamische Kontrastepisoden wurden hier konsequent herausgearbeitet.
Die Halbtonspannung lebte zu Beginn des lebhaften Allegretto deutlich auf. Und auch die rondoartige Aneinanderreihung der Themen kam nicht zu kurz. Die Gegenüberstellung von Streicher- und Bläserklang gelang hier ausgezeichnet. Sehr reizvoll wirkte außerdem das Fagott-Duett, das über Akkorden der Hörner und Posaunen entwickelt wurde. Dabei tauchten auch deutliche Anklänge an den ersten Satz auf. Ein Moment der Besinnung ergab sich im Rückblick auf die Largo-Einleitung. Eher verhalten erklang dann die Coda, die das Motto der Urform wieder herstellte. Es erklang sogar sehr klar in den Pauken.
Viel Beifall und "Bravo"-Rufe.