
Josefin Feiler (Sopran) und Vlad Iftinca (Klavier) interpretierten dann "Die Ballade von der Höllen-Lili" aus dem Singspiel "Happy End" von Kurt Weill mit untrüglichem Gespür für melodische und rhythmische Spitzfindigkeiten. Im Arrangement von Boris Rogowski und David Menke präsentierte PeterLicht auch als Sänger daraufhin seine melodisch recht eingängige Eigenkomposition "Gerader Weg", wo das Staatsorchester Stuttgart einmal mehr in geradezu schwelgerische Emphase versank.
Anschließend erklangen der vierte und fünfte Satz aus der Sinfonie Nr. 6 in F-Dur op. 68 "Pastorale" von Ludwig van Beethoven. In Celli und Bässen kündigte sich das Gewitter an, dessen anfängliche ängstliche Erregung Keren Kagarlitsky mit dem Staatsorchester Stuttgart in hervorragender Weise herausarbeitete. Blitz und Sturm brachen unmittelbar los. Zuletzt folgte der ausgesprochen lyrisch musizierte "Hirtengesang", den die Blechbläser wie einen frommen Choral von den Streichern übernahmen. Der Zauber heroisch-idealistischer Weltanschauung blieb hier nicht verborgen. Zum Schluss stimmten die Streicher nochmals ergreifend den Hirtengesang an in einer schlichten, hymnenartig getragenen Abwandlung. Und das Horn erhob sich zart und behutsam über leise verklingenden Streicherfiguren.
In gänzlich andere Gefilde entführte der stimmgewaltige Bass Goran Juric das Publikum bei der beühmten Arie "Ella giammai m'amo" aus der Oper "Don Carlo" von Giuseppe Verdi. Differenzierte Harmonik, feingliedrige Rhythmik und klanglicher Abwechslungsreichtum der Singstimme kennzeichneten diese bemerkenswerte Wiedergabe von der unglücklichen Liebe König Philipps zu seiner Frau Elisabeth. Verschwenderisch strömte der melodische Quell dieses erschütternden Seelengemäldes.
Von PeterLicht erklang wieder im Arrangement von Boris Rogowski und David Menke das üppig instrumentierte Orchesterstück "Sonnendeck", das er auch wiederum selbst sang. Die feministische Rapperin Ebow präsentierte ihre fetzigen Stücke "Dersim62", "Excalibur" und "Prada Bag" mit Sarkasmus und Ironie. Von John Adams erklang das von einem irisierenden Streicherteppich dominierte Orchesterstück "Shaker Loops", das auch ganz entfernt an Philip Glass und Steve Reich erinnerte. Trotz der Nähe zur Minimal Music verlor Adams hier nie das tonale Fundament. PeterLicht sang zusammen mit Josefin Feiler (Sopran), Moritz Kallenberg (Tenor) und Goran Juric (Bass) und suggestiv begleitet vom Staatsorchester Stuttgart seine Eigenkomposition "Dämonen" im durchsichtigen und einfallsreichen Arrangement von Boris Rogowski und David Menke.
Von Hanns Eisler waren die "Hollywood-Elegien" im Arrangement von Steffen Schleiermacher zu hören. Moritz Kallenberg (Tenor) wurde hier einfühlsam von Andreas Noack (Flöte), Stefan Jank (Klarinette), Jewgeni Schuk (Violine), Alexander Akimov (Viola), Jan Pas (Violoncello) und Vlad Iftinca (Klavier) begleitet. Eisler hat dabei seine Kritik an Hollywood in schonungslos-sarkastische Klangbilder umgesetzt, die auch vom Quartsextakkord beherrscht werden. Der Einfluss Arnold Schönbergs ist unüberhörbar. Songs wie "Unter den grünen Pfefferbäumen" oder "Jeden Morgen" besaßen hier scharfe harmonische Konturen. Josefin Feiler (Sopran) und Vlad Iftinca (Klavier) interpretierten sehr souverän den lasziven "September Song" aus dem Musical "Knickerbocker Holiday" von Kurt Weill, wo der moritatenhafte Zauber nur so hervorblitzte. In Assoziation zur "Internationale" war die Komposition "Emotionale - Hört die Signale!" von PeterLicht zu hören, die er als Sänger zusammen mit Josefin Feiler (Sopran), Moritz Kallenberg (Tenor) und Goran Juric (Bass) erhitzt und mit Emphase interpretierte. Diese Performance gefiel allerdings nicht allen Zuhörern.
Die "Champagner-Polka" op. 211 von Johann Strauss Junior kam zuletzt wunderbar leicht und beschwingt daher. Die Dirigentin Keren Kagarlitsky brannte hier mit dem Staatsorchester Stuttgart ein wahres Feuerwerk zündender Melodien ab. "Bravo"-Rufe und begeisterter Schlussapplaus. PeterLicht war auch der Moderator des Abends.