
Von den Entwicklungen in den einstigen Industriestädten Stuttgart und Detroit zog das Stück Verbindungen bis nach Mexiko City. Die Panik vor der allgemeinen Autokrise hatte hier alle voll erfasst. In Detroit brachte der Untergang der Autoindustrie in den 1980er Jahren Techno hervor. Jetzt fragte man sich, ob das von der Autokrise ebenfalls betroffene Stuttgart die bereits stattfindende Transformation künstlerisch und gesellschaftlich verarbeiten kann. Autoriesen wie Mercedes und Porsche sind leider in der Bredouille. Dabei gaben auch raffinierte Computeranimationen nicht unbedingt eine plausible Antwort. Aber man wollte das ehemalige Autohaus dann doch irgendwie zur Disco umfunktionieren, was mit Hip-Hop-Tänzen und Techno-Einlagen auch weitgehend gelang.
"Geld macht sinnlich!" lautete der Wahlspruch - und die Tänzer wurden während der Performance sogar vom Publikum bezahlt: "Carlos ist Tanz!" Selbst für Oberbürgermeister Frank Nopper war in diesem vielschichtigen Programm Platz, als man ihn erwähnte. Und es wurde auch die Frage gestellt, wie sicher die allgemeine Lage bei Bundeskanzler Friedrich Merz noch sei. Die Darsteller und Tänzer Annick Choco, Der Cora Frost, Hauke Heumann, Timor Litzenberger, Vetcho Lolas, Carlos Martinez, Ordinateur sowie das fulminant musizierende Staatsorchester Stuttgart unter der zielsicheren Leitung von Luka Hauser brannten ein Feuerwerk der elektrisierenden Rhythmen ab. Die Choreografie von La Fleur und die Musik von Timor Litzenberger und Vetcho Lolas ergänzten sich gut. Melodisch und rhythmisch ging die Post ab. Das Milieu der Gauner, Huren und Sonderlinge nahm Gestalt an: "Wenn du kein Geld hast, bist du ein toter Mensch!" Die einzelnen Szenen besaßen eine rasante Schlagkraft. So konnte sich auch der Song "Die goldene Stadt" bestens entfalten.
Immer wieder spielte man virtuos mit Witz und Hintersinn, lockte das verblüffte Publikum plötzlich in andere Räume. Langweilig war das jedenfalls nicht! Der Verlauf des Geschehens gestaltete sich abwechslungsreich. Zuletzt begeisterte noch die verrückte "Brennnessel"-Einlage, wobei am Schluss sogar ein "Brennnessel-Schnaps" serviert wurde. Das "Phantom der Operette" schien sich durchzusetzen. Ein ganzes Genre schuf das Ensemble neu, verließ spürbar den klassischen Kanon. Urbaner Tanz und transkulturelle Popmusik nahmen plötzlich Gestalt an. Bewegung und Sprache wuchsen ganz zusammen, was ein Pluspunkt dieser Performance war, die vom Publikum bejubelt wurde.