Eröffnet wurde der Abend mit dem reizvoll musizierten Trio für Oboe, Fagott und Klavier op. 43 von Francis Poulenc. Katrin Stüble (Oboe), Sebastian Mangold (Fagott) und Stefan Schreiber (Klavier) interpretierten dieses Werk klangfarbenreich, konzentriert und mit viel Sinn für dynamische Kontraste. Die lebhafte und humorvolle Melodie des ersten Satzes trat dabei abwechslungsreich hervor. Und das burleske Rondo bestach mit facettenreichen Staccato-Passagen.
Auch beim Streichquartett Nr. 2 von Bohuslav Martinu waren die Musiker Amelie Wünsche-Revelle (Violine), Yuan-Wen Chang (Violine), Jan Melichar (Viola) und Laurens Groll (Violoncello) in ihrem Element. Formklar war schon der Beginn mit dem Gesang der beiden Violinen - und die lebhaften rhythmischen Bewegungen des hervorsprudelnden Allegro vivace wurden hier präzis getroffen. Neben impressionistischen und neoklassizistischen Einflüssen trat auch die musizierfreudige tschechische Tradition immer wieder neu und mit Esprit hervor. Rasante chromatische Läufe und dissonante Akkorde sowie erhitzte Pizzicato-Effekte ergänzten sich gegenseitig. Lang gehaltene Liegetöne und Tonrepetitionen beherrschten das geheimnisvoll wirkende Andante. Im Allegro-Finale triumphierten eine atemlose motorische Bewegung sowie ekstatische Rasanz.
Einen ausgezeichneten Eindruck vermittelte ferner die Wiedergabe des überaus einfallsreichen Divertissements für Oboe, Klarinette und Fagott von Erwin Schulhoff, der als verfolgter Jude im Jahre 1942 im Konzentrationslager Wülzburg starb. Jazz-Anklänge und avantgardistische Harmonik gingen bei dieser einfühlsamen Wiedergabe eine glückliche Verbindung ein, deren Intensität sich immer mehr verstärkte. Herbe Dissonanzen, freie Tonalität und bewegende Rhythmen wechselten sich klangfarbenreich ab. Im Zentrum stand ein Charleston. Im Satz "Florida" wies Schulhoff auf die Amerika-Sehnsucht hin, der vielschichtig und klanglich differenziert dargebotene Satz "Romanzero" spielt gar auf Heinrich Heine an. Neobarocker Rhythmus sowie frech-frivole Charakterisierungskunst schufen eine besondere harmonische Atmosphäre. Katrin Stüble (Oboe), Stefanie Faber (Klarinette) und Sebastian Mangold (Fagott) arbeiteten auch die neoklassizistischen Effekte der französischen Bläsermusik minuziös heraus.
Zuletzt war als Auftragswerk der Staatsoper Stuttgart die live gespielte Filmmusik von Robert Israel zum ebenfalls präsentierten Stummfilm "The Goat" ("Die Ziege") aus dem Jahre 1921 von Buster Keaton zu hören. In "The Goat" spielt Buster Keaton die Rolle eines Sündenbocks, der zufällig durch ein Fenster in ein Polizeigebäude hineinschaut, wo gerade der Gefangene Totschuss-Dan fotografiert werden soll. Als der Fotograf sich abwendet, duckt sich der Gefangene und löst die Kamera aus, die ein Foto von Keaton schießt. Er wird deswegen für den gesuchten Mörder gehalten und auf Fahndungsplakaten gesucht. Die atemlose Verfolgungsjagd Keatons mit der Polizei erfolgte im Mozart-Saal mit zahlreichen kontrapunktischen Finessen, Motiv-Gliederungen und thematischen Querverweisen, die die ausgezeichneten Musiker Joseph Singer (Flöte), Stefanie Faber (Klarinette), Sebastian Mangold (Fagott), Amelie Wünsche-Revelle (Violine), Laurens Groll (Violoncello) und Stefan Schreiber (Klavier) sehr erfrischend und amüsant zu Gehör brachten. Alles gipfelte in einem unglaublichen Salto mortale. Viele "Bravo"-Rufe.