Eine «Dame», Virginier rauchend und trinkend, erzählt von ihrer Methode, mit Silvester (und der Welt?) fertigzuwerden, ein junges «Mädchen» erwartet ihren «Liebhaber» und ist zugleich vielleicht Minettis letzte Hoffnung, noch einmal davonzukommen. Und da sind die Angestellten des Hotels: ein «Portier» und ein «Lohndiener». Sie alle werden zu Minettis Publikum für seinen letzten Auftritt.
Der Schauspielkünstler Minetti erwartet den Schauspieldirektor aus Flensburg. Zur Zweihundertjahrfeier des Theaters wird er noch einmal auftreten, noch einmal Shakespeares «Lear» spielen, mit einer Maske angefertigt für ihn persönlich vom berühmten Maler James Ensor. Die trägt er im großen Koffer mit sich, neben Zeitungsartikeln über sich, seinen Aufstieg und Fall als Schauspieler und Theaterdirektor in Lübeck – der Stadt, die er dann fluchtartig verlassen hat.
Seitdem nie wieder aufgetreten, dreißig Jahre das Leben ver-lebt in Dinkelsbühl … und dennoch nie nachgegeben, nie aufgehört, den Lear zu rezitieren … «Es ist der Wahnsinn, meine Dame …»
«Minetti» – ein Künstlerdrama.
Thomas Bernhard erzählt von Leidenschaft und Wahn, von der Unbedingtheit des Kunstanspruchs, von der Gleichgültigkeit und Ignoranz der Gesellschaft wie der Politik, vom «Aus-der-Welt-Fallen» des Ausnahmekünstlers – und von der Einsamkeit und Gnadenlosigkeit des Alterns.
In den Traumräumen Achim Freyers inszeniert Claus Peymann, Weggefährte Bernhards, der viele seiner Theaterstücke in Salzburg, Bochum, Wien und Berlin uraufgeführt hat und selbst zu einer Bernhard’schen Bühnenfigur geworden ist, zum ersten Mal am Residenztheater in München.
Inszenierung Claus Peymann
Bühnenbild, Lichtkonzept und Kostüme Achim Freyer
Licht Gerrit Jurda
Dramaturgie Jutta Ferbers
Mit: Naffie Janha, Barbara Melzl, Pujan Sadri, Arnulf Schumacher, Manfred Zapatka