Mit Fortsetzungen von Filmen ist es wie mit Regierungskoalitionen: Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab. Ist das Pferd aber noch nicht ganz hinüber, gibt es genug Gründe, weiterzumachen: Ein gut geöltes Team, jubelnde Massen, volle Kassen. In einem solchen Fall lässt es sich locker verkraften, dass ein Sequel selten besser wird als das Original. Beseelt vom bahnbrechenden Erfolg ihres Superhelden-Remakes Fledermausmann Rises nimmt sich die Filmregisseurin Gordon das heißeste Eisen unserer Tage vor – die allgegenwärtige Political Correctness, die wie ein Fallbeil jede freie Lebensäußerung bedroht. In Zeiten, in denen männlich, weiß, hetero als Dreifach-Malus jedem normalen Mann, der einfach mal seine Meinung sagen will, auf die Stirn gestempelt wird, braucht es schließlich Geschichten, in denen die zum Schweigen gebrachte Mehrheit sich wiederfinden kann. Die passende Grundlage für eine Schreckensvision konsequenten Tugendterrors liefert praktischerweise George Orwells 1984: Ein verunsicherter Held, der gegen Denk- und Sprechverbote kämpft, gegen Überwachung, Neusprech und Gedankenpolizei. Ein Weltbestseller mit mehrheitsfähigem Twist, die perfekten Zutaten zu einem Horrorszenario mit Mainstream- Potential. Wenn da nur der verdammte Zeitgeist nicht wäre, all die marginalisierten Partypupser*innen, deren Ideen mittlerweile auch Gordons Filmset erreicht haben und unerbittlich die Stirnen selbst der stärksten Helden malträtieren.
Regisseurin und Autorin Nora Abdel-Maksoud hat vergangenes Jahr mit ihrer feministischen Film- und Theatersatire The Making-of einen Überraschungserfolg gelandet: Ihr Stück wurde zum radikal jung–Festival 2017 eingeladen. Die deutschsprachigen Kritiker*innen wählten sie für diese Arbeit zur Nachwuchsregisseurin des Jahres und im selben Jahr zeichnete die Akademie der darstellenden Künste Nora Abdel-Maksoud für das Stück mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis aus. In der Begründung hieß es: The Making-of ist eine Commedia dell‘Arte fürs Serienzeitalter, zum Platzen affektiert, eitel, verlogen, selbstverliebt, selbstmitleidig, verlegen, betreten, kindlich. Aber vermutlich wahr.
Bühne und Kostüme Katharina Faltner Musik Enik Dramaturgie Tobias Herzberg
Mit Eva Bay, Stella Hilb, Svenja Liesau, Taner Şahintürk
Weitere Vorstellungen: 24.11. / 1.12. / 2.12. jeweils um 20:30 Uhr und weiter im Repertoire des Studio Я