Auf wunderbare Weise mischt Clemens Setz Technologie-Hype und Zukunftsängste mit antiken Rachegöttinnen und Fernsehserien-Figuren. Wer kontrolliert hier eigentlich wen? Und wie lange halten es familiäre Gemütlichkeit und Internet 4.0 unter einem Dach aus?
Seit dem Erfolg seines abendfüllenden Erstlings „Vereinte Nationen“ (2017), der aus dem Stand zu den renommierten Mülheimer Theatertagen eingeladen wurde, hat der Grazer Autor Clemens J. Setz das dramatische Schreiben für sich entdeckt. Für ihn ist ein Theaterstück wie ein Brief an die regieführende Person, den man abschickt ohne zu wissen, was der/die Empfänger*in damit macht. In diesem Fall ist es die Schweizer Regisseurin Claudia Bossard, die am Schauspielhaus Graz schon mehrere zeitgenössische Stücke auf die Bühne brachte und zuletzt sehr erfolgreich den Roman „2666“ von Roberto Bolaño am Staatstheater Darmstadt dramatisiert hat.
Mit „Erinnya“ treibt Clemens J. Setz seine Beschäftigung mit Technologie und Liebe, Verwertungslogiken und Einsamkeit in neue Höhen. Digitale Depression trifft auf analoge Vorzeigefamilie und künstliche Intelligenz auf Heidelbeer-Kurkuma-Joghurt. Sein neustes Stück „Erinnya“ hat Clemens J. Setz als Auftragswerk eigens für das Schauspielhaus Graz geschrieben und setzt damit die enge Zusammenarbeit fort, die seit Beginn der Intendanz von Iris Laufenberg besteht.
Clemens J. Setz, 1982 in Graz geboren und aufgewachsen, studierte Mathematik und Germanistik an der Karl-Franzens-Universität, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Beide Fächer schlagen sich in seiner Arbeit nieder: Er ist fasziniert von digitalen Möglichkeiten und Sprache, besonders künstliche Sprachen sind seine große Leidenschaft. Er hat Romane veröffentlicht, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden sowie journalistische Texte, Gedichte und Übersetzungen aus dem Englischen und Esperanto. Seine Werke wurden für den Deutschen Buchpreis nominiert und mit mehreren wichtigen Preisen ausgezeichnet, darunter der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2015. Im März 2017 wurde Clemens J. Setz der Literaturpreis des Landes Steiermark verliehen. Das Schauspielhaus Graz zeigte in der Saison 2017.2018 „Vereinte Nationen“ von Clemens J. Setz als Österreichische Erstaufführung.
Zur Regisseurin
Claudia Bossard, geboren 1985 in Zug in der Schweiz, studierte Literatur- & Theaterwissenschaft an der Universität Bern. Nebst Inszenierungen in der freien Szene Schweiz, arbeitet sie als Dramaturgin für VOR ORT & deRothfils und war Mitglied im Tojo Theater Kollektiv. In ihrer Assistenzzeit am Konzert Theater Bern inszenierte sie 2015 Rodrigo Garcias „Picknick auf Golgatha“ als deutschsprachige Erstaufführung. Für die folgenden zwei Spielzeiten wechselte sie mit Iris Laufenberg als Regieassistentin an das Schauspielhaus Graz, wo die Inszenierung von Henriette Dushes „lupus in fabula“ entstand, die 2016 zum NachSpielPreis an den Heidelberger Stückemarkt und an die Autorentage Berlin eingeladen wurde. Im Mai 2018 war sie Stipendiatin am Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens. Am Schauspielhaus Graz inszenierte Claudia Bossard außerdem u. a. „Bilder von uns“ von Thomas Melle als Österreichische Erstaufführung in der Spielzeit 2017.2018 sowie „Der Gute Gott von Manhattan“ von Ingeborg Bachmann.
Regie Claudia Bossard
Bühne Frank Holldack
Kostüme Elisabeth Weiss
Musik Jan Christoph Godde
Dramaturgie Martin Baasch
Mit
Matthias: Alex Deutinger
Tina: Susanne Konstanze Weber
Michael: Nico Link
Friederike: Martina Zinner
E(rnst): Tamara Semzov
E(rwin): Alida Bohnen
weitere Vorstellungen am 20. und 28. November, jeweils 20.00 Uhr, HAUS ZWEI
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com