Fakt ist auch: Sie war sowohl Hitler als auch Goebbels nahe. Nach ihrem Aufsehen erregenden Regiedebüt wurde Riefenstahl von beiden umworben und ging bereitwillig auf die Angebote ein. Sie drehte für das NS-Regime propagandistische Filme und hielt mit dem „Sonderfilmtrupp Riefenstahl“ Hitlers Überfall auf Polen auf Film fest. 1940 bediente sie sich für ihren Spielfilm Tiefland aus dem KZ Salzburg- Maxglan an 132 inhaftierten Sinti als „südländisch aussehenden“ Statist:innen – unbezahlte Arbeitskräfte, über die sie frei verfügen konnte. Über die Hälfte dieser Menschen wurde später in Auschwitz ermordet. Eisern hielt sie an der Aussage fest, dass dies eine Lüge sei – noch ein Jahr vor ihrem Tod behauptete sie 2002 standhaft in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau: „Keinem einzigen ist etwas passiert.“
Der preisgekrönte Dramatiker John von Düffel liefert nun eine Neubewertung der „Mitläuferin“ und zeigt Riefenstahl als Konstrukteurin von Welt-, Helden- und Körperbildern, aber auch als geschickte Konstrukteurin des Bildes ihrer selbst. Wer ist oder war Leni Riefenstahl wirklich? Was war ihre Rolle als Frau in einer Macht- und Männerdomäne? Was als heiteres Erklimmen der Karriereleiter im nationalsozialistischen Regime beginnt, wird zur zunehmend finsteren Darlegung ihrer Täterschaft.
Regie
Kathrin Mädler
Bühne und Kostüme
Mareike Delaquis Porschka
Musik
Cico Beck
Dramaturgie
Saskia Zinsser-Krys
MIT TORSTEN BAUER, ANKE FONFEREK, MARIA LEHBERG, RONJA OPPELT, PHILIPP QUEST, JENS SCHNARRE
WEITERE VORSTELLUNGEN: 04.02.2023, 17./19.03.2023