Das Hollywood Italiens, die Cineccità, ruft zu einem grossen Casting auf. Gesucht wird ein Mädchen für die Hauptrolle in einem neuen Kinofilm. In Scharen strömen römische Mütter mit ihren Kindern zum Vorsprechen und versuchen, sich und ihre Schützlinge von der besten Seite zu präsentieren. Unter ihnen ist auch Maddalena, die aus einfachen Verhältnissen stammt und hofft, mit der Filmrolle ihrer Tochter Maria eine bessere Zukunft sichern zu können. Energisch lässt sie keine Möglichkeit aus, ihr Kind für den harten Konkurrenzkampf zu rüsten: ein neues Kleid wird gekauft, professionelle Fotos angefertigt und Ballettunterricht genommen. Schliesslich opfert Maddalena die letzten Ersparnisse der Familie, um sich bei einem undurchsichtigen Mitarbeiter vermeintliche Vorteile zu erkaufen. Doch bald muss Maddalena erkennen, wie kalt und berechnend die Filmbranche ist, die weder auf ihre prekäre Situation noch auf die Bedürfnisse ihres Kindes Rücksicht nimmt.
Viscontis Film aus dem Jahre 1951 ist eine satirische Abrechnung mit der Filmindustrie des späten Neorealismus, der die Arbeit mit Laien zunehmend kommerzialisierte. In unserer heutigen Gesellschaft, in der sich Kinder-Casting-Shows grosser Beliebtheit erfreuen (sei es als minderjährige Teilnehmende in Sendungen wie «Stadt, Land, Talent» und «The Voice – Kids» oder als geschminkte Models im Vorschulalter in der amerikanischen Sendung «Toddlers & Tiarras») hat die mediale Ausbeutung von Kindern wieder an Relevanz gewonnen. Dank diverser Reality-Formate verwischt die Grenze zwischen der Kunstwelt des Films und Fernsehens und der Realität des Lebens zusehends.
Auch die Hauptfigur Maddalena wird von dieser Scheinwelt geblendet. In Viscontis Film wurde sie von Anna Magnani verkörpert, am Theater Orchester Biel Solothurn schlüpft das langjährige Ensemblemitglied Atina Tabé in die Rolle der temperamentvollen Mutter. Atina Tabé wurde 2021 mit dem Förderpreis der Kulturstiftung Kurt und Barbara Alten ausgezeichnet, ihr Monologstück «Ferferi فرفری» schaffte es diesen Sommer auf die Auswahlliste für den Deutschen Jungendtheaterpreis.
Für die Uraufführung in Solothurn wird neben den professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern ein grosser Cast an Laien, darunter auch über 20 Mädchen zwischen 6 und 12 Jahren, aufgeboten. Mit bunten Kostümen (Gwendolyn Jenkins) und einer trickreich wandelbaren Bühne (Nicola Minssen) kommt italienisches Flair auf. So wird die bissige Satire, einst in schwarz-weiss gedreht, farbenfroh für das Theater adaptiert.
Bellissima
nach dem Film von Luchino Visconti
und dem Drehbuch von Suso Cecchi d’Amico, Francesco Rosi und Cesare Zavattini
in einer Bühnenbearbeitung von Katharina Rupp
Inszenierung Katharina Rupp
Bühnenbild Nicola Minssen
Kostümbild Gwendolyn Jenkins
Video Elvira Isenring
Choreografie Nora Bichsel
Lichtgestaltung Samuel Schmid
Sounddesign Dänu «Extrem» Rohrer, Alex Wittwer
Dramaturgie Svea Haugwitz
Regieassistenz, Ispizienz Joëlle Anina Müller
Theaterpädagogik Nina Streit, Manuela Glanzmann
Es spielen
Maddalena Cecconi Atina Tabé
Maria Cecconi, ihre Tochter Emma Lorenzetti*/ Lorena Flury*
Spartaco Cecconi, ihr Mann Andreas Neckritz
Alberto Annovazzi / Radiomoderator Nicolas Batthyany
Mutter Cecconi/ Tilde Spernanzoni/ Ruskaja Silke Geertz
Mutter Giulietta/ Schneiderin/ Iris, die Cutterin Miriam Joya Strübel
Vito/ Franco/ Fotograf/ Vespa-Verkäufer I Gabriel Noah Maurer
Blasetti, Regisseur/ Priester Günter Baumann
*Statisterie TOBS
Weitere Statist*innen: Rebecca Bähler, Silas Glanzmann, Olivia Graf, Birgit Klause, Miriam Marti, Yorin Moll, Barbara De Pellegrin-Lach, Yaku Narquez, Ellen Schneider
Kinderstatisterie: Angelina Berger, Inola Bojku, Selin Bilen, Lynn Brawand, Natalie Brebta, Emilia Dobler, Lorena Flury, Sofia Ganiu, Melanie Grotz, Elina Gunzinger, Elina Hajdari, Amélie Hänggi, Vera Elsa Kaymak, Ida Kling, Leni Elea Knuchel, Emma Lorenzetti, Ella Messer, Mila Strassburger, Jeanne Thomet, Winona Walter, Billie Wildbolz, Uma Wildbolz
Mit freundlicher Unterstützung durch die Stiftung Vinetum, Tharice Foundation, Stiftung Bieler Theater – Fondation Théâtre Biennois und die Freunde des Stadttheaters Solothurn!
Aufführungsdaten Solothurn
Fr 02.09.22 19:30 Premiere
So 04.09.22 17:00
Di 06.09.22 19:30
Mi 14.09.22 19:30
Do 15.09.22 19:30
Sa 15.10.22 19:00
Fr 11.11.22 19:30
Aufführungsdaten Biel
Mi 21.09.22 19:30 Premiere
Do 22.09.22 19:30
Di 27.09.22 19:30
Fr 14.10.22 19:30
Sa 12.11.22 19:00
Auswärtige Vorstellungen
Do 20.10.22 19:30 Casino Theater Burgdorf
Do 03.11.22 19:30 Théâtre Équilibre Fribourg
Sa 03.12.22 19:30 Kurtheater Baden