
Samuel Beckett hat in seinem ersten, 1953 im Théâtre de Babylone in Paris uraufgeführten Bühnenwerk seine persönlichen Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich verarbeitet: Freiwillig hatte Beckett sich der Résistance angeschlossen, um gegen die verabscheuten Nazis zu kämpfen, war nach Verrat und in Lebensgefahr in den noch unbesetzten Süden des Landes entkommen und dort mit jüdischen Flüchtlingen zusammengetroffen. Für diese heimatlos Gewordenen aber gab es nach dem Einmarsch der Deutschen Ende 1942 nur noch einen Ausweg, der vorgesehenen Vernichtung zu entgehen: von Fluchthelfern auf abgelegenen Pfaden außer Landes geschleust zu werden.
Die aufsehenerregende Hypothese des französischen Theaterhistorikers Valentin Temkine, Becketts Stück spiele mitnichten in der Ortlosigkeit des Absurden, sondern in dieser konkreten historischen Situation, ohne sie explizit zu benennen, erweist sich als stichhaltig: absurd sind nicht die Konsequenzen eines barbarischen Zivilisationsbruchs, unter denen ganz gewöhnliche Menschen das Äußerste ertragen müssen, die Absurdität liegt in der Boshaftigkeit grausamer Eliten und der Komplizenschaft prinzipienloser Intellektueller, verkörpert in Figuren wie Pozzo und Lucky, die in ihrer Blindheit und ihrem Schweigen diesen Bruch ermöglicht und zugelassen haben. Ein Stück, das auch in der Zukunft spielen könnte.
Regie
Andreas Schmitz
Ausstattung
Lejla Ganic
Dramaturgie
Kay Philipp Baronowsky
Mit
Alexander Mitterer
Norman Stehr
Eduard Zhukov
Georg Luibl
Tim Rabanter
Termine: 1., 2., 3., 8., 9., 10.3., Beginn 19.30 Uhr, sonntags 17 Uhr