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EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

am 21.4.2024

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer Laudatio. "Was ist das Geheimnis dieses jahrzehntelangen Erfolges?" fragte sie. Es sei wohl die kompromisslose Ernsthaftigkeit beider Künstler. Sie würden auf der Bühne immer alles geben. Hinzu käme eine herausragende Textverständlichkeit. "Die Zuhörer erleben das Gehörte jeweils anders", ergänzte sie.

 

Copyright: Nikolaj Lund

Zur Begrüßung sagte Prof. Dr. Hansjörg Bäzner als Vorstandsvorsitzender der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie, dass sich dieses Liedduo durch besondere Verdienste auszeichne. Hugo Wolf habe sich mit der Lyrik Eduard Mörikes eindringlich beschäftigt. Deswegen konnte man bei dieser Liedmatinee auch Lieder von Eduard Mörike hören. Gerade in Stuttgart sei der "Mörike-Kultus" besonders gepflegt worden. Wolf sagte über seine Lieder, dass er mit "Pferdestärken" bis in die Nacht daran arbeite: "Es sind Meisterwerke". Damit habe er Recht, so Bäzner weiter.

Man konnte sich von dieser einzigartigen Künstlerfreundschaft an diesem Morgen ausgiebig überzeugen. Die große Empathie und Vorstellungskraft menschlicher Gedanken offenbarte sich hier vor allem beim "Lied eines Verliebten", "Im Frühling", "Um Mitternacht" oder "An den Schlaf". Dabei arbeiteten Christian Gerhaher und Gerold Huber auch die thematischen Keimzellen und motivischen Verbindungslinien sehr schön und überzeugend heraus.

Als leidenschaftlicher Wagnerianer übertrug Wolf den Deklamationsstil des Bayreuther Meisters auf die Liedform, was sich auch bei den weiteren Liedern "Peregrina I", "Begegnung", "Peregrina II" sowie "Denk' es, o Seele" immer wieder zeigte. Die ausserordentlich intelligente Phrasierungskunst Christian Gerhahers fesselte die Zuhörer ungemein, was auch hinsichtlich des gesanglichen Klangfarbenreichtums deutlich wurde. Chromatische Sequenzen unterstrichen die Ausdruckssteigerung in erregender Weise. Ekstatische Momente offenbarten ein intimes Pathos, das nie aufdringlich wirkte.

Dies bewiesen die mit wunderbarer, sphärenhafter Leichtigkeit vorgetragenen weiteren Hugo-Wolf-Lieder wie "Auf ein altes Bild", "Auf eine Christblume I", "Karwoche", "Auf eine Christblume II" oder "An die Geliebte" auf besondere Art. Auch der "Gesang Weylas" überzeugte mit bewegenden Kantilenen. Es waren insbesondere diese klanglichen Metamorphosen, die den Zuhörer nachhaltig beeindruckten.

Die Geheimnisse der Liedkunst Hugo Wolfs begegneten dem Publikum stets neu und unverwechselbar. Ovationen gab es auch für die vor innerer Spannungskraft geradezu vibrierende Zugabe von Hugo Wolfs "Feuerreiter". Zuletzt nahmen beide Künstler die Hugo-Wolf-Medaille als Preisträger aus der Hand Hansjörg Bäzners entgegen. Die beiden an der Musikhochschule München ausgebildeten Solisten sind auch durch ihre Auftritte bei den Salzburger Festspielen bekannt geworden.
 

 

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