In einigen Stücken verwendet Rachmaninoff bereits komponiertes Material. So basiert das vierte Stück in e-Moll auf der Fuge in d-Moll, wobei die Pianistin den Rhythmus ganz besonders betont. Das Stück Nr. 1 in b-Moll erinnert an Levitans Gemälde sowie an die Elegie in es-Moll. Anklänge an Tschaikowsky ergeben sich ebenfalls. Das Moment musicaux Nr. 2 in es-Moll gemahnt an einen geheimnisvollen Schneesturm. Das Stück Nr. 3 in h-Moll erinnert melancholisch an den Tod von Rachmaninoffs Cousin. Shorena Tsintsabadze interpretiert diese Werke voller Noblesse, harmonischer Vielschichtigkeit und klanglichem Reichtum.
Im Moment musical Nr. 5 in Des-Dur strahlt der Charakter der Barcarole wunderbar leuchtkräftig auf. Das Stück Nr. 6 überzeugt hier als lebensbejahendes und majestätisches Werk. "Flieder" op. 21 Nr. 5 fesselt in dieser Wiedergabe, weil man deutlich spürt, wie sehr die Musik dabei die Natur berührt. Der Charakter der Romanze leuchtet poetisch auf. "Gänseblümchen" op. 38 Nr. 3 basiert auf einem Gedicht des futuristischen Schriftstellers Igor Severyanin. Die Musik ist wieder von warmem Licht erfüllt und beschwört ein lebhaftes Bild der sommerlichen Blüte der Natur.
Ganz besonders originell gelang Rachmaninoff die Transkription des Stücks "Liebesleid" von Fritz Kreisler aus dem Jahr 1910. Bunte Harmonien sowie Elemente der Polyphonie reichern dieses Opus an, wobei die Pianistin auch die rhythmischen Finessen und Unterbrechungen nie vernachlässigt. Im Gegensatz zu Kreisler besticht die Reprise in der Coda durch eine freie Entwicklung. Diese Interpretation ist ihr fast am besten gelungen. Auch beim Präludium op. 23 Nr. 6 in Es-Dur überzeugt Shorena Tsintsabadzes Spiel mit berauschender Klangfülle und einer gut herausgearbeiteten Nähe zu Rachmaninoffs zweitem Klavierkonzert. Spirituell-poetisch wirkt dabei das melodische Thema.
Reizvoll spielt sie ebenso die "Polka de W.R." aus dem Jahre 1911 nach der "Lachtäubchen-Scherzpolka" op. 303 von Franz Behr. Frische und Lebendigkeit fesseln auch hier. Die Gattung der Barcarole blitzt dann wiederum beim wandlungsfähig interpretierten Präludium op. 23 Nr. 4 in D-Dur auf, dessen breit fließende, ruhige und träumerische Melodie zu einem sanft wiegenden Begleitrhythmus pathetisch aufblüht.
Höhepunkt auf dieser CD ist dann die explosiv-feurige Wiedergabe des Klavierkonzerts Nr. 2 in c-Moll op. 18 mit dem Russian Federal Orchestra unter der inspirierenden Leitung von Vakhtang Jordania. Die beiden Themen, aus denen sich der erste Satz nach den wuchtigen Einleitungsakkorden des Klaviers entfaltet, eröffnen einen tiefen Blick in die leidenschaftliche Tonsprache des Komponisten. Der zweite Satz, Adagio sostenuto, greift in einfühlsam gespielter Weise die lyrischen Sequenzen des zweiten Themas auf, wobei sich der Hauptgedanke konsequent entwickelt. Die rhythmischen Energien entladen sich dann in voller Wucht beim machtvoll gesteigerten Finale Allegro scherzando.