Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
AUSDRUCKSSTARKE KLANGFÜLLE - Neue CD: Tribute to Rachmaninoff mit der Pianistin Shorena Tsintsabadze bei Ars ProduktionAUSDRUCKSSTARKE KLANGFÜLLE - Neue CD: Tribute to Rachmaninoff mit der...AUSDRUCKSSTARKE...

AUSDRUCKSSTARKE KLANGFÜLLE - Neue CD: Tribute to Rachmaninoff mit der Pianistin Shorena Tsintsabadze bei Ars Produktion

April 2024

Die aus Moskau stammende Pianistin Shorena Tsintsabadze präsentiert hier Rachmaninoff-Aufnahmen mit ungewöhnlicher Brillanz und Sensibilität. Sie wiederlegt auch die Behauptung, die Musik Rachmaninoffs kranke an Selbstwiederholungen. Dies zeigt sich sogleich bei ihrer Wiedergabe der Moments musicaux op. 16, die im Jahre 1896 entstanden.

 

Copyright: Ars Produktion

In einigen Stücken verwendet Rachmaninoff bereits komponiertes Material. So basiert das vierte Stück in e-Moll auf der Fuge in d-Moll, wobei die Pianistin den Rhythmus ganz besonders betont. Das Stück Nr. 1 in b-Moll erinnert an Levitans Gemälde sowie an die Elegie in es-Moll. Anklänge an Tschaikowsky ergeben sich ebenfalls. Das Moment musicaux Nr. 2 in es-Moll gemahnt an einen geheimnisvollen Schneesturm. Das Stück Nr. 3 in h-Moll erinnert melancholisch an den Tod von Rachmaninoffs Cousin. Shorena Tsintsabadze interpretiert diese Werke voller Noblesse, harmonischer Vielschichtigkeit und klanglichem Reichtum.

Im Moment musical Nr. 5 in Des-Dur strahlt der Charakter der Barcarole wunderbar leuchtkräftig auf. Das Stück Nr. 6 überzeugt hier als lebensbejahendes und majestätisches Werk. "Flieder" op. 21 Nr. 5 fesselt in dieser Wiedergabe, weil man deutlich spürt, wie sehr die  Musik dabei die Natur berührt. Der Charakter der Romanze leuchtet poetisch auf. "Gänseblümchen" op. 38 Nr. 3 basiert auf einem Gedicht des futuristischen Schriftstellers Igor Severyanin. Die Musik ist wieder von warmem Licht erfüllt und beschwört ein lebhaftes Bild der sommerlichen Blüte der Natur.

Ganz besonders originell gelang Rachmaninoff die Transkription des Stücks "Liebesleid" von Fritz Kreisler aus dem Jahr 1910. Bunte Harmonien sowie Elemente der Polyphonie reichern dieses Opus an, wobei die Pianistin auch die rhythmischen Finessen und Unterbrechungen nie vernachlässigt. Im Gegensatz zu Kreisler besticht die Reprise in der Coda durch eine freie Entwicklung. Diese Interpretation ist ihr fast am besten gelungen. Auch beim Präludium op. 23 Nr. 6 in Es-Dur überzeugt Shorena Tsintsabadzes Spiel mit berauschender Klangfülle und einer gut herausgearbeiteten Nähe zu Rachmaninoffs zweitem Klavierkonzert. Spirituell-poetisch wirkt dabei das melodische Thema.

Reizvoll spielt sie ebenso die "Polka de W.R." aus dem Jahre 1911 nach der "Lachtäubchen-Scherzpolka" op. 303 von Franz Behr. Frische und Lebendigkeit fesseln auch hier. Die Gattung der Barcarole blitzt dann wiederum beim wandlungsfähig interpretierten Präludium op. 23 Nr. 4 in D-Dur auf, dessen breit fließende, ruhige und träumerische Melodie zu einem sanft wiegenden Begleitrhythmus pathetisch aufblüht.

Höhepunkt auf dieser CD ist dann die explosiv-feurige Wiedergabe des Klavierkonzerts Nr. 2 in c-Moll op. 18 mit dem  Russian Federal Orchestra unter der inspirierenden Leitung von Vakhtang Jordania. Die beiden Themen, aus denen sich der erste Satz nach den wuchtigen Einleitungsakkorden des Klaviers entfaltet, eröffnen einen tiefen Blick in die leidenschaftliche Tonsprache  des Komponisten. Der zweite Satz, Adagio sostenuto, greift in einfühlsam gespielter Weise die lyrischen Sequenzen des zweiten Themas auf, wobei sich der Hauptgedanke konsequent  entwickelt. Die rhythmischen Energien entladen sich dann in voller Wucht beim machtvoll gesteigerten Finale Allegro scherzando.
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑