Zerbrochen hat das besagte Gefäß Dorfrichter Adam während der ungeplanten Flucht von einem so geheimen wie erzwungenen Stelldichein mit Eve Rull. Deren Mutter, Marthe Rull, beklagt nun den Verlust des Krugs (und der Ehre ihrer Tochter) vor Gericht, beschuldigt aber Bauernsohn Ruprecht Tümpel als Missetäter. Dieser streitet alles ab. Für das Publikum jedoch weisen alle Indizien bereits zu Beginn des Dramas klar auf den vorsitzenden Dorfrichter Adam. Dieser könnte sich kraft seines Amtes aus seiner misslichen Lage befreien, wäre da nicht der unbestechliche Gerichtsrat Walter … Was als Lappalie beginnt, endet als staatsgefährdendes Politikum.
Regisseur Peter Hailer und sein Team legen in der Inszenierung am Oldenburgischen Staatstheater bei aller Komödie und Wortwitz des Stückes den Fokus auch auf die gesellschaftspolitische Dimension des Dramas. Die prozessierenden Parteien sind Vertreter*innen verschiedener sozialer Schichten in einem Land, das sich nach außen den Anstrich vornehmster Rechtsstaatlichkeit gibt, nach innen aber bereits seit Jahren vor sich hin modert. Mit einer Gesellschaft, deren Krise in der Tatsache besteht, dass das Alte gerade noch stirbt, während das Neue nicht zur Welt kommen kann
Regie: Peter Hailer,
Bühne: Dirk Becker,
Kostüme: Britta Leonhardt
mit: Agnes Kammerer, Caroline Nagel, Nientje C. Schwabe, Franziska Werner; Fabian Felix Dott, Matthias Kleinert, Jens Ochlast, Johannes Schumacher
Die nächsten Vorstellungen: Do 02. Mai, Mi 08. Mai, Do 23. Mai, Fr 24. Mai, Di 28. Mai, So 02. Juni (15 Uhr), Fr 05. Juli (zum letzten Mal in dieser Spielzeit)
Das Bild zeigt Heinrich von Kleist