In seiner neusten Solo-Arbeit Versuch über das Sterben verbindet Nikitin die Geschichte dieses Outings mit der Geschichte seines eigenen Coming-Outs als schwuler Mann vor 20 Jahren. Dabei entwickelt er einen Theaterabend über den Schritt in die Öffentlichkeit, das Brechen von gesellschaftlichen Tabus und die Verwundbarkeit, die sich einstellt, wenn Menschen beginnen, sich sichtbar und hörbar zu machen. In Versuch über das Sterben verhandelt der Autor und Regisseur zum ersten Mal als Darsteller seine eigene Biografie und kreiert ein Stück über den Blick der Anderen, die Überwindung von Schamesgrenzen und über die Utopie einer Verletzlichkeit, die kein Mangel des Menschseins ist, sondern eine revolutionäre Fähigkeit.
Boris Nikitin inszeniert in der internationalen freien Szene und an deutschsprachigen Stadttheatern. Nikitins Theaterarbeiten setzen sich seit rund zehn Jahren mit der Darstellung und Herstellung von Identität und Realität auseinander. Die Stücke suchen den Grenzgang zwischen Illusionstheater und Performance, zwischen Dokumentarischem und dem Fake. Dabei lösen sie den Widerspruch zwischen offensiven Dilettantismus und künstlerischer Virtuosität, zwischen Konzept und grosser theatraler Geste mitunter komplett auf.
In jüngster Zeit beschäftigt sich Nikitin vermehrt mit dem Verhältnis von Kunst und Krankheit. 2015 entwickelte er für das Projekt X-Wohnungen Athen die Raum-Videoinstallation Asylo Aniaton. Seine aktuellen, international tourenden Stücke Hamlet und Martin Luther Propagandastück sowie zuletzt seine Aufführung einer gefälschten Predigt über das Sterben (Staatstheater Nürnberg) widmen sich dem Verhältnis von Sterblichkeit, Verwundbarkeit und Realität.
Die vierte Ausgabe des von Nikitin initiierten und kuratierten Festivals It’s The Real Thing - Basler Dokumentartage, die im April 2019 stattfand, hatte - in Anlehnung an Antonin Artaud - ein «Theater der Verwundbarkeit» zur Überschrift.
Text und Performance Boris Nikitin
Sprache Deutsch
Produktion Annett Hardegen
14.9.2019,
15.9., 19:00
um 21:00 / Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung vom 15. September
Eine Koproduktion mit der Kaserne Basel und der Gessnerallee Zürich
In Kooperation mit FIT Lugano, FETEAG und Spielart München
Gefördert durch den Fachausschuss Tanz & Theater der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Das Stück ist Teil der durch die Dreijahresförderung realisierten Projekte
Vorverkauf starticket.ch (zzgl. VVK-Gebühr) oder telefonische Reservation unter 0041 61 666 60 00
Website www.borisnikitin.ch
Dauer ca. 50 Minuten