
Gija Kantschelis einzige Oper mit dem georgischen Titel DA ARS MUSIKA! (Und es werde Musik!) entstand Anfang der 1980er Jahre in enger Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Jansug Kakhidze, damals bekannt als »der georgische Karajan«, und dem Regisseur Robert Sturua, mit denen Kantscheli über Jahrzehnte hinweg eine enge künstlerische Freundschaft verband. Bis 1982 hatte sich Kantscheli als Komponist von Sinfonien und Theatermusik einen Namen gemacht. Insbesondere am Schota-Rustaweli-Theater in Tiflis, wo er ab 1971 die Musikabteilung leitete, prägte er die Klangsprache zahlreicher Inszenierungen. Seine Musik war mehr als Untermalung, sie bestimmte oft die innere Dramaturgie der Aufführungen mit.
Robert Sturua, der sowohl die Uraufführung 1984 in Tiflis als auch die deutsche Erstaufführung 1999 in Weimar inszenierte, verfasste das Libretto zur Oper. Kantscheli stellte nur zwei Bedingungen: Kinder sollten eine zentrale Rolle spielen, und das Werk sollte nicht zu textlastig sein. Daher verwendet Sturua im Ersten Akt fast ausschließlich sumerische und georgische Wörter, die nicht nach ihrem Inhalt, sondern nach ihrer Klangqualität zusammengesetzt sind. Die Handlung bleibt durchgehend abstrakt und allegorisch – im Mittelpunkt steht der symbolische Kampf zwischen Gut und Böse um die Zukunft der Menschheit. Dieser Konflikt wird auf musikalischer Ebene ausgetragen. Der Zweite Akt beginnt mit einer »Oper in der Oper«, die von einer Tournee-Truppe in einem Theater unterfliegenden Bomben aufgeführt wird – gesungen auf Italienisch und Französisch. Die Vorstellung wird bis zum Tod aller Beteiligten fortgesetzt. Danach beginnt das Erwachen: Die Natur erobert sich die zerstörte Welt zurück.
Als Weiterführung der Reihe FOKUS’33 beschäftigt sich das Theater Bonn mit der Entdeckung der Raritäten, die in der Opernlandschaft des 20. Jahrhunderts neue Wege erkundet haben. Die ganze Oper ist eine Parabel, die in gewisser Weise einem mittelalterlichen Mysterienspiel oder einer Passion nahekommt. Kantschelis Partitur ist ein bunter Klangteppich, in dem die Musik von einer dezenten Schauspielmusik über Anspielungen auf populäre Musikgenres bis hin zur Parodie auf eine romantische Grand Opéra reicht. Kantscheli ist ein Meister der Chormusik und die Kinderchor- und Chorstellen sind besondere Highlights seiner Partitur.
In Maxim Didenkos Inszenierung wird die Oper MUSIK FÜR DIE LEBENDEN zu einem kraftvollen Plädoyer gegen Autoritarismus, Diktatur und Gewalt. Die Musik von Kantscheli erfasst sehr präzise sowohl die Tragik als auch die Ironie der Schöpfung und gibt beides auf eine verständliche Weise wieder. Auch wenn seine Musik von stiller Traurigkeit durchzogen ist, bleibt ein Gefühl der Hoffnung stets lebendig.
Libretto von Robert Sturua
Neuproduktion des Theater Bonn
–In mehreren Sprachen mit Übertiteln in Deutsch und Englisch–
MUSIK FÜR DIE LEBENDEN ist eine Produktion im Rahmen der mit dem OPER! Award 2023 ausgezeichneten Reihe FOKUS’33 des Theater Bonn. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen.
Blinder alter Mann Ralf Rachbauer
Ein Junge - Blindenführer Valérie Ironside (Termine)
Soraya-Nikita Krajewski (Termine)
Sofiia Kirdan (Termine)
Angelo Tae Hwan Yun
Frau mit Peitsche Manon Greiner
Solistin Jugendchor Clélia Oemus (Termine)
Joana Taskiran (Termine)
Sandro Tianji Lin
Silwana Katerina von Bennigsen
Lucia Ava Gesell
Marquis Giorgos Kanaris
Tänzer u. Tänzerinnen Thomas Bauer (Termine)
Uri Burger (Termine)
Camilla Fiumara (Termine)
Nikos Fragkou (Termine)
Manon Greiner (Termine)
Laura Guy (Termine)
Shinnosuke Nagata (Termine)
Andrew Pan (Termine)
Aya Sone (Termine)
Victor Villareal (Termine)
Tastendienst
Chor Chor des Theater Bonn
Kinder- und Jugendchor Jugendchor des Theater Bonn
Orchester Beethoven Orchester Bonn
Musikalische Leitung Daniel Johannes Mayr
Regie Maxim Didenko
Bühne und Kostüme Galya Solodovnikova
Video Oleg Mikhailov
Licht Boris Kahnert
Dramaturgie Polina Sandler
Choreografie Sofia Pintzou
Alexander Fend
Choreinstudierung André Kellinghaus
Einstudierung Kinder- und Jugendchor Ekaterina Klewitz
Regieassistenz und Abendspielleitung Elisabeth Manduell
Inspizienz Karsten Sandleben
Studienleitung Igor Horvat
Musikalische Assistenz Chor Ana Craciun
Korrepetition Miho Mach
Jessica Rucinski
Bühnenbildassistenz Lilli Marie Bisten
Kostümassistenz Nury Stefanie Willig
Hyeli Kim
Weitere Vorstellungen: 18., 20. Juni | 1., 5., 10. Juli