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Kein Ort. Nirgends.Kein Ort. Nirgends.Kein Ort. Nirgends.

Kein Ort. Nirgends.

"Lettere amorose" von Raimund Hoghe im tanzhaus nrw Düsseldorf

Ein goldener Läufer, golden wie eine Rettungsdecke, nimmt die Mitte der Bühne ein. Im Hintergrund liegt ein Mensch in eine graue Wolldecke gehüllt. So beginnt Raimund Hoghes Stück "Lettere amoroso". Es ist ein Solo für ihn selbst, das er 1999 konzipierte, nachdem zwei afrikanische Jungen den Tod fanden als sie versuchten im Fahrwerk eines Flugzeuges nach Europa zu gelangen. Jetzt liegt es in einer neuen Fassung vor, denn noch immer entfliehen Menschen widrigen Umständen und noch immer ist Europa das bevorzugte Ziel für Flüchtlinge aus aller Welt.

 

"Lettere amoroso" sind keine Liebesbriefe, sondern Briefe an die Liebsten zu Hause oder auch Bitten um Asyl. Sie schildern Sehnsüchte nach einem besseren Leben und erzählen von enttäuschten Hoffnungen. Hoghe liest sie im Verlaufe des Abends vor. Er lässt auch Else Lasker Schüler zu Wort kommen, deren Geburtstag sich in diesen Jahr zum 150. Mal jährte. Sie bat in der Schweiz nach dem 1. Weltkrieg zum ersten Mal um Asyl - und stand ein paar Jahre später vor der gleichen Situation. Eine Stimme vom Band gibt einen Brief eines französischen Deserteurs an den Präsidenten wieder.

Die Bühne wird langsam abgeschritten. Es sind kleine Gesten mit rituellem Charakter, die Hoghe ausführt; so stellt er Paravents auf, hinter denen er sich versteckt, oder er legt aus Mikado-Stäbchen Silhouetten von Häusern, beides den Wunsch nach Obhut und Schutz verdeutlichend. Wie immer lässt er sich bei der Ausführung alle Zeit der Welt, so dass der Zuschauer in einen meditativen Zustand gerät. Zu dem besinnlichen Modus trägt auch wesentlich die Auswahl der Musikstücke bei, die vom griechischen Sirtaki über französische Chansons bis zum italienischen Canzone reichen und eine wehmütige, sehnsuchtsvolle Stimmung erzeugen, die zu Reflexionen anregt.

Den Zugang zu Hoghes Werk mag nicht jeder finden. Es ist leise, langsam, assoziativ  und steht im eklatanten Kontrast zu einer schnelllebigen Zeit. Doch wer sich darauf einlässt, wird diese Bilder nicht so schnell vergessen und bleibt nachhaltig beeindruckt.

Hoghes "Lettere amoroso" fand nicht nur ausgiebigen Beifall, sondern sein gesamtes Schaffen wurde auch im Anschluss durch eine beeindruckende Laudatio von Prof. Dr. Gerald Siegmund gewürdigt.

Konzept, Choreografie, Tanz, Ausstattung: Raimund Hoghe; Künstlerische Mitarbeit: Luca Giacomo Schulte; Licht: Raimund Hoghe, Amaury Seval.

Eine Produktion von Raimund Hoghe – Hoghe & Schulte GbR (Düsseldorf), gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf. Unterstützt durch La Ménagerie de verre (Paris) im Rahmen von Studiolab und Teatro Municipal do Porto.tanz nrw 19 wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die Kunststiftung NRW, das NRW KULTURsekretariat, das tanzhaus nrw Düsseldorf, PACT Zollverein Essen, den Ringlokschuppen Ruhr Mülheim a. d. Ruhr, die Stadt Bonn, die Stadt Köln, das Kulturbüro Krefeld, das Theater im Pumpenhaus Münster, die Stadt Viersen und das Kulturbüro der Stadt Wuppertal.

17. und 18. Mai 2019

 

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