
Das gemeinsame Haus ist nur ein Miniaturmodell. Japonismen kommen nur vereinzelt vor, etwa in einem bezaubernd ausgeleuchteten Bild der mit Papierschirmen eintreffenden Verwandten. Dass diese Ehe für Pinkerton nur ein zeitlich begrenztes Arrangement ist, macht sich Cio-Cio-San nicht klar. Sie ist vernarrt in ihn, versucht sich an amerikanische Gepflogenheiten anzupassen und gibt für ihn alles auf. Sie wechselt sogar ihre Religion und wird daraufhin von ihrer Familie verstoßen. Pinkerton dagegen ist die personalisierte Ignoranz: die japanische Kultur, ihre Sitten und Gebräuche und auch die Gefühle Butterflys interessieren ihn nicht. Allen Warnungen zum Trotz, dass für Butterfly die Ehe eine ernsthafte Angelegenheit sei, setzt er sich über alle Bedenken hinweg.
Am Ende des ersten Aktes hört man Motorengeräusche, ein Aufleuchten und die Säulen krachen zusammen. Es ist eine Anspielung auf den Atombombenabwurf auf Nagasaki, der möglicherweise aus der Bekanntheit des Ortes durch diese Oper resultiert, denn ursprünglich war ein anderer Ort, der wetterbedingt nicht angeflogen werden konnte, für den Abwurf vorgesehen.
In dieser Ruinenlandschaft haust fortan Cio-Cio-San zusammen mit ihrem Kind in einem mit einer amerikanischen Flagge bedeckten Zelt. Zugleich sind diese Trümmer Gleichnis für ihre Seelenlandschaft, denn Pinkerton hat sie verlassen. Drei Jahre lang hofft sie vergebens, dass er wiederkehrt. Endlich taucht ein Schiff mit Pinkerton an Bord auf. Cio-Cio-San wartet eine ganze Nacht vergeblich auf sein Kommen. Am nächsten Tag erscheint eine amerikanische Frau, und Butterfly ahnt, dass ihr Warten vergeblich war. Es ist Pinkertons neue Ehefrau, die von ihr die Übergabe des Kindes wünscht. Aller Illusionen beraubt, begeht Butterfly rituellen Selbstmord.
Joan Anton Rechi legt in seiner Inszenierung den Fokus auf das arrogante und ignorante, kolonialistisch geprägte Gehabe Pinkertons, etwas zu kurz kommt dabei das Beziehungsgeflecht zwischen ihm und Butterfly, da sie sich kaum anspielen. Die naiven, schwärmerischen Erwartungen eines 15-jährigen Mädchens erscheinen kaum nachvollziehbar. Mit weichem Timbre überzeugte Liana Aleksanyan in der Rolle der Cio-Cio San gesanglich. Bogdan Baciu begeisterte als Sharpless, Zoran Todorovich als Pinkerton, obwohl stimmlich ebenfalls überzeugend, wirkte dagegen etwas hölzern. Hervorragend musizierten die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Antonino Fogliani. Das Publikum zollte dem Ensemble euphorischen Beifall.
Tragedia giapponese in drei Akten
Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa nach einem Bühnenstück von David Belasco
Eine Koproduktion mit dem Festival Castell de PeraladaIn italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
- Musikalische Leitung: Antonino Fogliani
- Inszenierung: Joan Anton Rechi
- Bühne: Alfons Flores
- Kostüme: Merce Paloma
- Licht: Volker Weinhart
- Chorleitung: Christoph Kurig
- Dramaturgie: Bernhard F. Loges
- Cio-Cio-San: Liana Aleksanyan
- Suzuki: Emma Sventelius
- Pinkerton: Zoran Todorovich
- Sharpless: Bogdan Baciu
- Goro: Johannes Preißinger
- Der Fürst Yamadori: Peter Aisher
- Onkel Bonzo: Peter Nikolaus Kante
- Kate Pinkerton: Maria Boiko
- Yakusidé: Zheng Xu
- Der kaiserliche Kommissar: Sebastià Peris
- Der Standesbeamte: Ingmar Klusmann
- Die Mutter Cio-Cio-Sans: Diana Klee
- Die Base: Angela Froemer
- Die Tante: Karolin Zeinert
- Das Kind: Aline Messerer
- Chor der Deutschen Oper am Rhein
- Düsseldorfer Symphoniker