In der Jurybegründung heißt es, dass Sandra Hüllers leidenschaftliche und entschiedene Auseinandersetzung mit der Hamletfigur auch eine Auseinandersetzung mit der Bühnenkunst als solcher sei. „Hüller bleibt sie selbst, indem sie den Hamlet spielt, und sie spielt sich selbst, indem sie Hamlet ist.“ Sie folge den Spuren von Shakespeares Stoff, ohne jemals mit dem Staunen darüber aufzuhören, dass es gerade sie ist, die auserwählt wurde, sich mit uns und für uns auf die Suche zu begeben nach dem Komplex von Gewalt, Liebe, Zweifel, Traum und Tod. Ihre Verstrickung in das Drama ist eine wahrhaftige, keine hergestellte, und ihre Kunst besteht genau darin, diese im landläufigen Sinne zu verweigern. Sandra Hüller wendet keine Mittel an, ergreift keine Maßnahmen, sondern lässt sich gefangen nehmen. Die Jury besteht aus Barbara Frey, Wolfram Koch und Lisa-Katrina Mayer.
Besondere Bekanntheit erlangt Sandra Hüller durch ihre Hauptrolle im Kinofilm „Toni Erdmann“, der für einen Oscar als bester fremdsprachiger bzw. ausländischer Film nominiert war.
Der Gertrud-Eysoldt-Ring gilt als einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum und wird seit 1986 jährlich in Bensheim vergeben. Mit der Vergabe des Ringes, dotiert mit 10.000 Euro, würdigt die Stadt Bensheim eine schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne. Erste Preisträgerin war Doris Schade, ihr folgten große Schauspielerinnen und Schauspieler, wie Klaus Maria Brandauer, Cornelia Froboess, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Ulrich Mühe, Gert Voss und Ulrich Matthes. Der „Gertrud-Eysoldt-Ring“ geht auf ein Vermächtnis des Journalisten und Theaterkritikers Wilhelm Ringelband zurück, der bis zu seinem Tod in Bensheim lebte und in seinem Testament einen Schauspielerpreis mit dem Namen von Gertrud Eysoldt verfügte.
Der mit 5.000 Euro dotierte Kurt-Hübner-Regiepreis, der ebenfalls in Bensheim verliehen wird, geht an Florian Fischer für seine Inszenierung „Operation Kamen“ am Staatsschauspiel Dresden in Kooperation mit dem Archa Theater Prag. „Florian Fischers multidisziplinäre Arbeit dokumentiert nicht nur diese fatale, wenig bekannte Aktion des tschechoslowakischen Geheimdienstes in Zeiten des Kalten Krieges, sondern schafft es durch ihre eindrückliche und raffinierte Erzählform den Bogen zu unserer Gegenwart zu schlagen“, heißt es in der Begründung von Jurorin Rita Thiele, Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
Der Kurt-Hübner-Regiepreis wird seit 1991 anlässlich der Vergabe des Gertrud-Eysoldt-Ringes von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim verliehen.
Die Verleihung des Eysoldt-Ringes und des Regiepreises findet im März 2020 im Parktheater Bensheim statt.