Milo Rau ist der erste Regisseur und Dramatiker, der mit dem Gerty-Spies-Literaturpreis ausgezeichnet wird. „Kunst und Theater waren immer auch politisch, angefangen vom Theater der griechischen Antike bis hin zu Friedrich Schiller und Bertolt Brecht. Augusto Boal, Thomas Bernhard, Christoph Schlingensief oder Heiner Müller stehen ebenfalls für diese Verbindung. Heute ist dies der Regisseur und Autor Milo Rau“, so begründet die Jury ihre Wahl. Es ist geplant, dass die Preisverleihung am 24. Mai 2020 – vorbehaltlich der weiteren Entwicklung der Corona-Krise – stattfindet.
Milo Rau musste derweil vergangene Woche die Arbeit am dritten Teil seiner Antiken-Trilogie – „Antigone im Amazonas“ – aufgrund des Ausbruchs der Corona-Krankheit in Brasilien unterbrechen. Über das Projekt, für das Rau und das IIPM mit der brasilianischen Landosenbewegung zusammenarbeiten, veröffentlichte der Regisseur in verschiedenen Zeitschriften in deutscher, französischer, italienischer und niederländischer Sprache einen ausführlichen Essay. „Die Philosophie der kommenden Zeit wird aus den Wäldern kommen, aus den Favelas und den Banlieues, von den besetzten Häusern und Monokulturen“, so schreibt der Regisseur in dem heftig debattierten Beitrag.